Mittwoch, 7. Juli 2010

Zurück nach Indien (bis 01.07.)

In Nepal muss man für alles viel Zeit einplanen. Weil so langsam die Regenzeit beginnt, ist die Straße immer wieder wegen Erdrutschen gesperrt. Wir planen deshalb in Pokhara einen Tag Aufenthalt ein, nur für den Fall, dass der Bus dorthin nicht durchkommt und wir ein Stück zu Fuß zurücklegen müssen.

Am 27.06. fahren wir nach dem letzten Stück Wanderung mit dem Bus zurück nach Pokhara. Bishwa hätte in Jomsom gerne seine Mails gelesen, aber es gibt wie immer keinen Strom.
Der Bus muss Flüsse durchqueren und die Fahrt ist sehr langsam und holprig. Im Prinzip legen wir einen Tagesmarsch in 2 Stunden zurück, schneller als zu Fuß gehen ist es also immer noch.
Da wir auf dem Rückweg in zwei Gästehäusern zum zweiten Mal einkehren kennt man uns. Der Wirt in Kalopani gibt uns ein Glas Sanddornsaft aus (das Zeug wächst auch hier...). Abends noch ein Spaziergang auf einen Hügel, wenn man durchs Gras läuft hat man hinterher tatsächlich inzwischen so manchen Blutegel an sich.

Abends gibt es wieder die leckeren Teigtaschen. Erinnerungen an die schönen Abende mit Minjie und Ximin kommen auf... *Seufz*
Da es so schön kühl ist will ich abends noch joggen gehen. Klappt aber nicht: Nachts wird es hier bei Neumond tatsächlich dunkel. Also so richtig dunkel. Im Sinne von: Man sieht die Hand vor Augen nicht. Das passiert in Aachen irgendwie nie, und in Mumbai sowieso nicht. Stattdessen schauen wir ein WM-Spiel: In der zweiten Halbzeit gegen England ist der Strom kurz da und der Fernseher läuft.

Der 28.06. findet komplett auf Rädern statt. Wir legen Luftlinie 50km zurück, das dauert nur 10 Stunden und erfordert zweimaliges Umsteigen. Der Jeep bleibt ein paar Mal fast stecken und ist mit 16 Personen hoffnungslos überfüllt, natürlich verkauft man hier so viele Fahrkarten, wie in das Fahrzeug irgendwie reinpassen. Bei starken Unebenheiten wird man gegen die Sitznachbarn, Wände oder die Decke katapultiert, ich habe mich noch nie so unbequem fortbewegt. Laufen ist schöner, aber leider etwas langsamer. Zudem erreichen wir auch wieder die tropische Klimazone. Das kleine geöffnete Fenster kommt bei gefühltem Schritttempo dann leider auch nicht gegen den Haufen Mensch in diesem Fahrzeug an.
Zwischendrin ist die Straße gesperrt: Es werden gerade Schlaglöcher geflickt. Das geht bei einer Schotterstraße ganz einfach: Ein Bagger schüttet Geröll hinein und fährt ein paar Mal drüber. Dann kann es weiter gehen; die geflickten Stellen werden schon nach den ersten drei Fahrzeugen wieder matschig und löchrig, am Abend ist hier bestimmt wieder ein Schlagloch.

In Beni können wir endlich in den Bus umsteigen. Das ist viel bequemer, außer der Beinfreiheit gibt es kaum etwas zu beanstanden. Als ein kurzer Regenschauer runtergeht steigen die Fahrgäste vom Dach wieder ein, es wird dann zwar etwas enger, aber geht auch noch. Die Sitze auf dem Dach sind sehr beliebt, denn hier gibt es Frischluft. Hat also nicht unbedingt etwas mit Überfüllung zu tun, genau wie das Mitfahren außen am Zug in Indien. Ein bisschen gefährlich ist es halt...

Abends dreht sich das Bett und schwankt wie ein Schiff in der See. Wir sind von der Fahrt gerädert.

Den 29.06. können wir in Pokhara verbringen. Die Reserve haben wir nicht gebraucht, wir sind ja schließlich durchgekommen. Wir überqueren den See mit einem Boot und besteigen einen Hügel; von hier aus hat man die gleiche Aussicht auf Pokhara und die dahinter liegenden Berge wie auf vielen Postkarten. Zumindest wenn die Berge nicht durch Wolken verdeckt werden. Wir haben Pech. Dafür treffen wir auf dem Hügel eine Australierin, deren Großeltern in Heidelberg wohnen. Nett.

Weiterhin sehenswert in Pokhara ist einer der Flüsse. Der Boden ist hier so beschaffen, dass sich das Wasser sehr tief eingraben kann. Dieses unschuldig aussehende Gewässer hier...

Verschwindet wenige Meter später in einem Loch im Boden. Es geht etwa 20m senkrecht in einem Wasserfall nach unten, ein Teil der Höhle ist begehbar. Hier habe ich gar nicht erst versucht zu fotografieren, das macht meine Handykamera nicht. Warten wir auf Arnes Bilder.

In der Höhle verschwindet der Fluss dann schließlich blubbernd und gurgelnd in einem Loch und fließt dann etwa 1km lang durch einen luftlosen Kanal. Wer beim Baden im Fluss den Wasserfall überlebt, ist also spätestens hier erledigt. Tatsächlich gab es schon einige Unfälle hier, in den Fluss fallen ist sehr ungesund. Ich habe selten einen natürlichen derart tödlichen Ort gesehen.

Das Gewusel auf den Straßen in Pohara ist fast wie in Indien.

Zuletzt führt Bishwa uns zum Ropain Festival. Die Bauern feiern hier den Beginn der Regenzeit: Ein paar Ochsenpflüge düsen auf dem Reisfeld hin und her, die Jugendlichen machen eine Schlammschlacht.

Die Besucher kommen außer uns allesamt aus Pokhara und haben Regenschirme dabei. Nicht etwa gegen die Sonne, wie wir zunächst denken, sondern gegen die heranfliegenden Schlammbatzen, mit denen die Besucher beworfen werden. Wie gut, dass ich heute meine letzte saubere Hose anhabe.

Abends lädt Bishwa uns zu sich nach Hause für ein Abschiedsessen ein. Bishwa lebt sehr einfach mit seiner Frau Bidhya und seinen Kindern, die Fläche entspricht etwa meiner Bude in Aachen. Zwei Betten, die kleineren Kinder schlafen wohl auf dem Boden. Eine Küchenecke, in der die Frau zaubert. Der Strom ist gerade ausgefallen, also ist alles etwas dunkel und der Ventilator geht auch nicht. Natürlich gibt es Dal Bhat. So lecker hat es bisher allerdings nirgendwo geschmeckt: Sogar Hühnchen gibt es, Bishwa hat extra eines seiner Hühner geschlachtet. Das Tier ist noch nichtmal 3 Stunden tot, so frisches Huhn hatte ich noch nie. Lecker gewürzt.

Sogar eine Tasche, von seiner Frau handgemacht, bekommen wir als Abschiedsgeschenk.

Unterzeichnet B+B, Bishwa und Bidhya.

Der 30.06. steht ganz im Zeichen der Busfahrt nach Kathmandu. Diesmal fahren wir mit dem Touristenbus. Der kostet genauso viel, ist aber Touristen vorbehalten und der Fahrer hat einen Führerschein. Tatsächlich geht es sehr viel bedächtiger und kontinuierlicher vorwärts, die Gefahr für Leib und Leben hält sich in Grenzen. Durch einen langen Stau müssen wir aber doch zwei Stunden warten und kommen wieder einmal erst nach 8 Stunden an.

Abends schauen wir uns noch das Touristenviertel von Kathmandu an. Viele enge Gässchen voller Leute, kaum motorisierter Verkehr. Das nepalesische Bier wollen wir uns nicht entgehen lassen und probieren Everest Beer und Nepal Ice. Beides durchaus brauchbar.

Am nächsten Morgen sind die Gassen wie ausgestorben. Wir geben die letzten nepalesischen Rupien für Postkarten, Briefmarken, Snacks und Getränke aus und düsen mit dem Taxi zum Airport. Stempel in den Pass und raus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen