Donnerstag, 29. Juli 2010

Wieder weg

Ich bin wieder gut drauf. Das Wetter ist sonnig und alles schwimmt vor Feuchtigkeit in der Luft. Aber mein Internet geht wieder und der Wasserspender ist repariert. Mir gehts auch wieder gut.

Nächstes Wochenende fahren wir doch nochmal durch die Gegend, und verpassen auch unsere Kurse am Montag, Dienstag und Mittwoch. Eigentlich geht das nicht (Anwesenheitspflicht), aber die Chance ergibt sich nicht so schnell nochmal. Ein Nachbar vom Flur in Wohnheim hat uns zu sich nach Hause eingeladen, er wohnt in Kota, Rajasthan (Nordwesten, Wüstengegend). Er hat sein Studium hier am IIT gerade abgeschlossen und eine Arbeitsstelle in Bahrein bekommen, danach sehen wir ihn also wahrscheinlich nicht wieder. Er kommt aus einer wohlhabenden Familie und ist selbst sehr vernünftig drauf. Diesmal wird es also ein netter Freundesbesuch auf Augenhöhe, nicht diese "Hoher Besuch von weit weg kommt"-Kiste wie in dem kleinen Dorf.

Wir haben Abschied gefeiert von dem Nachbarn aus Singapur auf unserer Etage. Da steht ne Kuh - und wir dahinter.

Wie wir heute auf dem Weg zum Academic Office sind, um unsere Studienplanänderung einzureichen, lädt uns der Security Officer vor dem Hauptgebäude einfach so auf eine Tasse Tee ein. Indien ist toll.

Montag, 26. Juli 2010

Vorlesungen

Die letzten Tage waren hektisch. Der Mensch von Siemens hat geantwortet, man hat noch einen Praktikumsplatz frei und erwartet eine Bewerbung. Meine Projektabgabe ist tatsächlich nochmal zurückgekommen mit einer Liste von Korrekturwünschen. Mein indischer Professor will eine Abschlusspräsentation, und zwar gleich am nächsten Tag. Die Kurse in Indien müssen gewechselt werden, das erfordert wieder zwei Tage Unterschriften sammeln. Ein Semesterbericht muss nach Deutschland geschickt werden, und die Studienplanänderung an der RWTH muss angestoßen werden. Nebenbei laufen Vorlesungen, und es gibt Hausaufgaben. Das alles in zwei Tagen.

Bis auf die Bewerbung ist auch alles passiert, die Abschlusspräsentation meines Projekts ist gut gelaufen. Ich hoffe das wenigstens das jetzt endlich vorbei ist.

Das Semester ist angelaufen, ein Bisschen was dazu:

Die IITs haben ein sehr durchdachtes Stundenplansystem. Der Stundenplan ist in 15 sogenannte Slots aufgeteilt. Slot 5 ist z.B. immer mittwochs und freitags von 9:30 bis 10:25. Jedes Fach belegt genau einen Slot. Wenn man sich Fächer aussucht, muss man also nur darauf achten, das nicht zwei Fächer die gleichen Slotnummern haben. Auch die Klausurtermine werden so gelegt, dass unterschiedliche Slots nie kollidieren. Gut so.

Vier Kurse habe ich gewählt.

Particle Methods for Fluid Flow Simulation, das Fach mit dem sperrigen Namen, wird nicht stattfinden und wurde von mir kurzerhand durch Air Pollution Control ersetzt. Da sitzt auch Arne drin, wir werden also zum ersten Mal in unserem Leben gemeinsam die Schulbank drücken. Hach wie nett. Die ersten beiden Vorlesungen waren super, der Professor ist ein echter Unterhalter und bezieht das Publikum tatsächlich voll ein. Ich hatte noch nie zuvor eine dermaßen gute Vorlesung.

Structural Dynamics and Vibration wird vom Department for Aerospace Engineering angeboten und scheint außer mir vor allem von indischen Air-Force-Mitgliedern (Piloten oder Flugzeugmechaniker, ein paar Testpiloten sind auch dabei) besucht zu werden, die in Thane in einer Militärbasis stationiert sind und sich hier weiterbilden. Könnte interessant werden, sie sind gesprächig. Das Fach bohrt eher ein dünnes Brett.

Environmental Impact Assessment wird von einer Professorin gehalten. Eine nette Erzähloma, immer am Scherzen, man möchte direkt aufspringen und sie knuddeln. Auch nicht das Horrorfach in diesem Semester.

Computational Fluid Dynamics könnte schwer werden, es wird viele Hausaufgaben geben und das Wissen über partielle Differentialgleichungen aus Aachen wird gebraucht (hoffentlich habe ich das...).

Der Frauenanteil in den beiden Umweltfächern liegt bei gesunden 50%, die beiden anderen Fächer werden ausschließlich von Männern belegt.

Was macht Jan…

...wenn es nach über 10 Tagen immer noch kein Internet in seinem Zimmer gibt (in allen anderen aber schon), wegen irgendwelcher Wartungsarbeiten?

...wenn der Trinkwasserspender auf dem Gang ausgefallen ist?

...wenn die neue Mensa noch viel schlechter ist als die alte, und ihm gleich die nächste Magenverstimmung beschert?

...wenn der Weg zum Badezimmer nachts durch Straßenhunde blockiert wird, die auf dem Flur im Wohnheim (erstes Obergeschoss, wohlgemerkt) genüsslich die Mülleimer leerfressen und sich lautstark um die letzten Reste streiten? Aus! Böser Hund, lass mich aufs Klo!

Ja, dann will Jan einfach nur wieder nach Hause.
Das kann man nicht bestreiten, es gibt so Tage.

Inzwischen geht's aber wieder besser. Der Hausmeister hat versprochen, den Wasserspender heute zu reparieren, das Internet geht ja auch über das Handy (so halbwegs), und statt in die Mensa gehen wir jetzt eben 2mal täglich auswärts Essen. Der Kellner vom Gulmohur kennt uns und empfiehlt uns inzwischen Sachen ganz nach umserem Geschmack, die wir noch nicht probiert haben. Und Knubbel von jeweils 3 Indern unter einem Regenschirm, die an uns vorbeiziehen und den Regen mit guter Laune wett machen, bessern die Laune ein bisschen auf.
Trotzdem, Deutschland ist toll. Die Gebäude der RWTH sind nicht schön, aber wenigstens wird der Weg zum Labor nicht von einer Kuh versperrt, die sich im Gang verlaufen hat und jetzt schlechte Laune bekommt. Und meine Etage im Kullen ist eine Oase der Sauberkeit. Und der Unigrill, der Goldene Schwan... Nein, böse Gedanken. Aus, Jan! Aus!

Regenbilder von heute Mittag um 1 Uhr:
Auch unter dem Regenschirm wird es nass. Hier ist es kurz nicht so stark am Regnen, die Bilder werden sonst sehr grau.

Die beste Art, sich zu zweit fortzubewegen. Ich ziehe meinen imaginären Hut, man sollte bei Regen nur noch genau so Radfahren dürfen.

Irgendein seltsames Konstrukt wächst vor unserem Wohnheim aus dem Boden. Die werden doch nicht etwa ein Holzdach über den Vorplatz zimmern?

Achja, meine Projektarbeit habe ich am Sonntag abgeschickt. Mal sehen, ob sie reibungslos akzeptiert wird oder aus irgendeinem Grund zu trivial, zu kurz oder zu falsch ist.

Freitag, 23. Juli 2010

Ambulanz und Sim

Wie gut, wenn es einem gut geht. Oder man genug Geld für ein ordentliches Krankenhaus hat. Wenn nicht, fährt man vielleicht hier mit...

Krankenhausvorplatz. Sieht nicht überall auf der Welt gleich aus.

Krankenwagen auch nicht. Weder von vorne...

Noch von hinten...

Noch von innen. Hereinspaziert! Machen Sie es sich schonmal bequem, der Herr Doktor kommt bestimmt gleich.

Arne und ich haben außerdem in Pondicherry noch Sim-Karten gekauft, für Besuch usw. Dabei ist der Bundesstaat durchaus von Bedeutung: In allen anderen Bundesstaaten zahlt man Roaming-Gebühren. Tata Sim aus Maharashtra? Dann zahlt man im Tata-Netz von Tamil Nadu für eingehende Einrufe richtig Geld. Verrückt.
Da man in Mumbai als Ausländer nur sehr schwer eine Karte bekommt, haben wir trotzdem hier zugeschlagen. Wir brauchen natürlich Passfotos, Ausweiskopien und ein Beweis, dass wir in Pondicherry wohnen.
Passfotos hat nur Arne mitgenommen, aber er sieht ja fast aus wie ich. Also gebe ich meinen Antrag auch mit seinem Passfoto ab, klappt. In Pondicherry wohnen tun wir natürlich nicht, aber eine Hotelrechnung tuts auch. Und da wir die nicht bekommen, bevor wir gehen, tuts auch eine Rechnung über einen Masala Tee in der Hotelbar, bestellt an Room/Table Nr. 44. Den Verkäufer noch davon überzeugt, dass 44 unsere Zimmernummer ist (stimmt natürlich nicht). Was bringen eigentlich Formalitäten, wenn man sie sowieso nur immer austricksen muss?

Der Masala Tee war übrigens lecker.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Semesteranfang

Schluss mit lustig, das Semester ist heute losgegangen. Gegen Mittag war meine Verdauung wieder so stabil, dass ich mich in meine ersten beiden Vorlesungen getraut habe.

AE320, Computational Fluid Dynamics, findet statt. Der Professor redet zu leise und sehr indisch. Na toll. Das Fach soll sehr schwer sein. Noch besser. Wenigstens die anderen Studenten sind nett.

AE625, Particle Methods for Fluid Simulation, soll richtig verdammt schwer sein und viel Arbeit und viele Hausaufgaben mit sich bringen. Wahrscheinlich findet es aber sowieso nicht statt: Heute waren nicht genug Studenten da. Wenn sich das am Montag bestätigt, fällt wieder eine Studienplanänderung an. Oder doch eine neue Klausurenphase in Aachen. Alles nicht toll.

Außerdem hat das Academic Office meine Kurse vertauscht und mich statt für ES653 für ES635 angemeldet. Ganz falscher Kurs.

Das Projekt ist natürlich immer noch nicht fertig.

Wenigstens hat die Mensa wieder aufgemacht und scheint besser zu sein als die Alte. Ich habe ganz vorsichtig wieder angefangen, zu essen.

Chennai und Pondicherry

Bevor das Semester losgeht haben Arne und ich noch einen kleinen Trip nach Südindien gemacht.

Viel Luftfeuchtigkeit: Die Klimaanlage im Flieger dampft richtig... Von Chennai haben wir gar nicht so viel gesehen: Nachmittags gelandet, mit dem Taxi ins Hotel, und richtig lecker zu Abend gegessen. Am nächsten Tag erst nach Mamallapuram, dann nach Pondicherry: Die ehemalige französische Kolonie soll ein angenehmer Strandort sein. Von indischen Stränden versprechen wir uns nicht allzu viel, aber südindisches Essen muss ja auch mal probiert werden.

Der Strand in Mamallapuram kann sogar was. Ein halber Vergnügungspark...

Und Inder im Wasser.

Ansonsten gibts da noch so Steine... Viele Inder setzen sich drunter, um sich fotografieren zu lassen.

Elefant. Nett, nich?

Irgendwelche Tempelanlagen, in den Fels reingehauen. War bestimmt viel Arbeit.

Unser Hotel in Pondicherry liegt in einer eher indischen Gegend, nix mit französischem Einfluss. Voilà:

Man kennt das ja.

Schöner Fluss - kann man sich vorstellen, wie der stinkt? Irgendwie sind in Indien alle Gewässer miefig. Wenn man denen von den Neckarwiesen oder Rheinauen erzählt, muss man dazu sagen, das Gewässer in Deutschland meistens ein schöner und angenehmer Ort sind. Hier sind es leider fast immer Dreckslöcher.

Wie gut, dass es auch so schön gepflegte Parks wie diesen hier gibt...

Dafür ist unser Hotel ein ruhiger und nicht miefiger Ort. 20€ am Tag für ein Doppelzimmer...

Portier... Wie uns plötzlich klar wird, heißt der so, weil er einem immer die Tür aufmacht. Blitz der Erkenntnis.

In dem Hotel bekommen wir jeden Morgen eine frische Tageszeitung unter der Tür durchgeschoben. Wir müssen öfter Zeitung lesen, das ist einfach zu interessant.

Zwei Glanzlichter für euch:
  1. Vielleicht ist es ja bis nach Deutschland gedrungen: Es gab mal wieder ein großes Zugunglück in Indien mit 63 Toten: Fehler beim Weichen stellen. Huppsa. Die Bahn gibt den Familien der Verstorbenen pauschal 500000 Rupien (etwa 8300€), außerdem bekommt für jeweils einen Toten ein Familienmitglied ein Stellenangebot bei der indischen Eisenbahn. Verlockend. Vielleicht als Weichensteller?
  2. Die Führerscheinprüfung in Indien wurde vor einiger Zeit in einen online-Test umgestellt: Die Papiertests wurden zu oft gefälscht, also müssen die Kreuzchen jetzt auf einer Regierungsinternetseite gemacht werden. Wohlgemerkt, eine praktische Prüfung gibt es nicht. Das Problem dabei (großer Skandal in der Zeitung): Man kann ganz offen für 2500 Rupien auch die meisten Police Officer bitten, den Test für einen auszufüllen. Dann braucht man nur noch - natürlich - ein Passfoto.
Schnell noch ein paar Bilder vom Strand in Pondicherry:

Idyllische Promenade, ganz wie in Frankreich. Hier hat vor ein paar Jahren der Tsunami zugeschlagen. Inzwischen ist natürlich nichts mehr davon zu sehen.

Dafür kann man die ruhige und friedliche See sehen. Es regnet nicht!

Und ein bisschen französischer Einfluss ist tatsächlich noch da. Viele Inder hier sprechen kein Englisch, sondern Französisch.

Wir essen aber im indischen Stadtteil, in einem kleinen Restaurant, in dem es keine englische und auch keine französische Speisekarte gibt. Das Personal kann auch nur Tamil, aber mit Händen und Füßen (wir bestellen einfach, was wir an den Nachbartischen sehen) klappt alles. Es gibt Dosa bis zum Abwinken. Für einmal richtig Vollfressen inklusive Kaffee hinterher (Tee gibt es in dieser Gegend von Südindien nicht wirklich, aber der Kaffee ist lecker gewürzt) zahlen wir umgerechnet genau 1€ pro Person.

Alles in Allem ein sehr schön entspannender Urlaub, vor allem deshalb, weil das Hotel so gut ist. Frühstücksbüffet mit Ooooooobst, sauberer Pool auf der Dachterrasse. Kann man nich meckern.

Schwuppdiwupp, zurück nach Mumbai.

Die Zufahrt zum Chennai International Airport... Wenn das mal nix ist. Vor lauter Hunger essen wir was im Terminal, es dauert noch so lange, bis der Flug geht. Arne nimmt sich ein Sandwich, ich ein gefülltes Blätterteigdingsda mit Gemüse drin. Natürlich hole ich mir eine Lebensmittelvergiftung und verbringe die Nacht größtenteils irgendwo zwischen Bett und dem Badezimmer, weil der Magen auf Rückwärtsgang schaltet. Aber das weiß ich hier noch nicht...

In Mumbai am Gepäckband außer uns ganz viele Businesskasper im Anzug. Auch ein Chinese, der beim Warten auf sein Gepäck Musik hört. Und als er denkt, dass keiner zusieht, in der Ecke einen Moonwalk ausprobiert. Die Welt ist schön.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Abendessen und Studiengebühren

Kleiner Nachtrag von vor ein paar Tagen: Die WM wurde in der Convocation Hall, dem größten Hörsaal, live übertragen. Auch hier gibts Vuvuzelas.

Arnes Geburtstagsessen war lecker. In dem Restaurant in dem wir mit Ankit und Shrikanth waren bestellt man einfach das Menü des Tages, wahlweise vegetarisch oder mit Fleisch. Klar was wir bestellt haben :-)
Das ganze läuft dann wie bei der bekannten Szene aus Asterix erobert Rom - der Kellner kommt in Minutenabständen mit einer Platte voller indisch gewürzter, feurig gegrillter Fleischstücken, sagt was es ist, legt es auf den Teller, und verschwindet wieder um das nächste Stück zu holen. 7 Verschiedene Sachen gab es, danach konnten wir unsere Lieblingsstücke so oft wir wollen nochmal kommen lassen. Wir sind kurz vorm Platzen! Irgendwann fragt der Kellner, ob er die Teller abräumen darf, es käme gleich der Hauptgang. Der Laden gefällt mir.
Hauptgang und die 4 Nachtische waren auch gut.

Noch ein paar vermischte Gedanken zwischendrin:
Im Gespräch mit ein paar Indern irgendwie auf Autos zu sprechen gekommen. Von den Leuten hier weiß niemand, was ABS ist!

In einem neugierigen Moment die Packungsbeilage von meiner Mückenverdampfer-nachfüllpackung gelesen. Entsorgungsanweisung: Kaputt machen und in der Wildnis vergraben. (The packages shall be broken and buried away from habitation.) Nicht nur dass manche Leute sowas hier machen, das ist die offizielle Angabe auf der Packung!

Außerdem habe ich in der Mensa von Hostel 5 in der Waschbeckenecke die Handtücher gefunden. Offensichtlich muss man sich danach gleich wieder die Hände waschen und gerät in eine Endlosschleife.

Mein Aachener Schlüsseletui. Lag nur im Schrank und hat friedlich auf die Rückreise nach Deutschland gewartet. Die wird es wohl nicht mehr erleben. Schlüssel rausgenommen, Teil weggeworfen. Arnes großer Wanderrucksack erleidet das gleiche Schicksal. Wirklich nervig, das mit der Feuchtigkeit hier.

Kursanmeldung

Außerdem war es Zeit, die Kurse anzumelden. Das war total einfach und man brauchte nichtmal ein Passfoto. Das Prozedere im Einzelnen:
  • Im Academic Office das Formular abholen
  • Die gewählten Kurse eintragen.
  • Das Formular vom Dekan des Fachbereichs unterschreiben lassen.
  • Mit dem unterschriebenen Formular wieder zum Academic Office.
  • Dort bekommt man eine Rechnung.
  • Damit zur Cash Section, um das Geld zu bezahlen.
  • Mit der Quittung der Cash Section zum Academic Office zurück.
Einfach, oder?
Natürlich nicht ganz so einfach wie es klingt. Denn auch hier die Frage: Was ist mein Fachbereich? Hier gehört man als Student eigentlich fest einem Institut an. Unsere Matrikelnummer ist vom Institut für Chemical Engineering, weil wir auch dort unser Projekt gemacht haben. Meine Kurse sind aber fast alle im Aerospace Department. Arne hat sogar drei verschiedene Kurse bei drei verschiedenen Departments. Für Arne ist trotzdem das Dept. for Chem. Engg. zuständig, ich muss zu AE. Der Professor ist zwar da und kann ein paar Worte mit mir wechseln, hat aber gerade keine Zeit (keine Lust), zu unterschreiben, ich soll einfach am nächsten Tag um 11 wiederkommen.
Am nächsten Tag um 11 bin ich da und warte bis 12, natürlich kommt der feine Herr Professor nicht rein. Also lasse ich bei der Sekretärin meine Telefonnummer und gehe mit Arne ins Gulmohur zum essen. Essen bestellt, klingelt mein Telefon. Der Herr Professor ist gerade eingetroffen. Essen wieder abbestellt (ging zum Glück noch), Zettel abgeholt und zum Acad. Office gebracht. Da möchte man uns dann wieder auf den nächsten Tag (inzwischen schon Samstag) vertrösten, bzw Montag, weil am Wochenende alles geschlossen ist. Da sind wir aber unterwegs! Also so lange gefragt und ein trauriges Gesicht gemacht, bis man uns dann doch die Rechnung ausstellt. Was dabei am längsten dauert ist, das Logo vom Academic Office auf die Größe des Rahmens um den Briefkopf zurechtzuskalieren. Dafür nimmt sich die Sekretärin jedes Mal aufs Neue viel Zeit, denn das Ding verrutscht immer wieder. Wichtig.
Bei Arne ist es auf der Rechnung etwas anders geknautscht als bei mir. Als ob das den Herrn in der Cash Section jucken würde...

So sieht das aus, wenn man in Indien seine Studiengebühren bar bezahlt. Arne hat auch so einen Haufen. das sind etwa 200 Scheine, das passt natürlich in keinen Geldbeutel. Damit läuft man dann zwei Tage lang rum, bis endlich jemand die Geldtasche annimmt. Unser ZPA ist der effizienteste Laden auf Erden, ich will mich nie wieder darüber beklagen.

Eigentlich wollte ich in den zwei Tagen mein Projekt fertig schreiben. Jetzt fliegen wir erstmal bis Mittwoch nach Chennai, die Flüge gabs billig. Vorlesungsbeginn ist am Donnerstag, das wird sicher spannend.

Sonntag, 11. Juli 2010

Arnes Geburtstag

Heute hat Arne Geburtstag. Um den nicht einfach in der Bude abzusitzen fahren wir einfach nochmal in den Süden von Mumbai, nach Elephanta Island. Eigentlich haben wir überlegt, heute wandern zu gehen, aber haben das doch auf nächsten Samstag verschoben, weil da wahrscheinlich mehr Inder Zeit haben.

Frühstück noch im Gulmohur Garden (auf dem Campus), ganz unindisch: Non-Veg Club-Sandwich, dazu Cold Coffee with Ice Cream.

Mit dem Zug in den Süden. Lustige Verbotsschilder im Zug: Man darf an Bord nicht Grillen! Ansonsten droht eine Strafe von bis zu 2 Jahren Gefängnis oder 1000 Rupien (17€).

Dass an Bahnhöfen in Indien keine brauchbaren Infotafeln hängen und man sein Gleis nur durch Herumfragen findet, und außerdem nirgendwo steht, wohin ein Zug fährt, kennen wir ja schon. Ein Inder erklärt uns, warum: Man redet hier so gerne mit Gästen und freut sich, wenn sie nachfragen. Durchaus kreativ. War man vorher von den fehlenden Informationen noch genervt, ist die Bahn so doch gleich wieder sympathisch.

Der Abstempelautomat für Tickets ist kaputt. Dafür liegt ein Stempel und ein Stempelkissen bereit. Man weiß sich zu helfen.

Geburtstagsarne am Gateway of India.

Mit so einem tollen Schiff fahren wir zur Elefanteninsel. Das lustige Gebäude mit der Kuppel ist das Taj Hotel.

Auf der Elefanteninsel kann man die überwältigende Natur ungestört genießen.

Es gibt auch Höhlen mit Bildhauerei auf der Insel, irgendwas Religiöses. Eintritt für Ausländer: 250 Rupien p/P. Wir zögern noch, aber der Wachmann schlägt vor, uns beide für 300 Rupien zusammen reinzulassen. Deal. Wir dürfen rein, er steckt das Geld ein. Ob er etwas davon in die Kasse tut?

Auf der Bootsfahrt zurück sitzen wir auf dem Unterdeck. Auf dem oberen Deck mag jemand seine Linsensuppe nicht fertig essen und kippt sie von Bord. Fast zumindest, denn sie landet in einem großen Platscher auf der Reling, an der ich mich anlehne. Das Hemd sollte sowieso in die Wäsche.

Wieder an Land angekommen, weist mich ein netter Inder darauf hin, dass ich Dreck an der rechten Backe hätte. Durchaus realistisch, nach der Suppen-Attacke. Er kommt näher, um den Dreck zu entfernen. Ehe ich mich versehe, hat er irgendeinen länglichen Gegenstand in mein Ohr gesteckt. Wir fliehen, Ohr ist noch heile. Wahrscheinlich war das einer von den Ohrputzern, die einen ständig ansprechen. Aber dass irgendein Tourist ihm Geld gibt, nachdem er ungefragt im Ohr rumpult? Zweifelhaft. Hoffentlich war dieses Teil, was er benutzt hat, sauber. Wahrscheinlich war es aber vorher schon in vielen anderen Gehörgängen. Schauderhaft.
Alle Wertsachen sind noch da, ein Taschendieb wars also auch nicht. Das Geschäftsmodell von dem Mann bleibt rätselhaft.

Wenige Meter weiter probiert es wieder einer mit der gleichen Masche. "Sir, you have something here..." Außer einem groben F**k off bekommt er nichts zu hören. Sowas aber auch...

Vielleicht gleich noch Finale schauen in der Convocation Hall. Das ist der größte Hörsaal hier, alle WM-Spiele laufen hier auf der Leinwand, die 800 Sitzplätze waren auch bei den anderen Spielen immer belegt. Gute Stimmung, auch ohne Bier. Mal sehen...

Ein Geburtstagsessen steht auch noch an, aber nicht heute, weil nicht so viele Zeit haben. Ankit will uns diese Woche irgendwann ein feines Restaurant zeigen.

Samstag, 10. Juli 2010

Krank Fahrradfahren

05.07. - 06.07.
Sogut wie nichts. Bei Prof. Moudgalya zurückmelden, mit vielen Leuten unsere Rückkehr feiern, Bilder zeigen. Auch die Inder waren alle noch nicht in Nepal.

Die Mensa in unserem Wohnheim ist geschlossen. Die Mensen werden alle von unterschiedlichen externen Caterern betrieben, unserer stieß auf große Unzufriedenheit unter den Studenten und wurde entfernt. Natürlich wird erst danach die Ausschreibung für den neuen Betrieb gestartet, die Angebote gehen noch ein. Bis 23.07. keine Mensa im Haus, wir probieren jeden Tag eine andere Mensa aus. Ohne Mensaausweis muss man Bar bezahlen und es kostet deutlich mehr: Statt 40 Rupien täglich auf einmal 35 Rupien pro Mahlzeit. Trotzdem weniger als ein Euro pro Essen, kein Beinbruch. Hostel 5 hat die beste Mensa. Hmmm.

08.07.
Endlich ist es passiert. Einer von uns ist krank geworden. Arne hat grippeähnliche Symptome und isst nicht mehr.

09.07.
Über Nacht ist es auch nicht besser geworden. Wir fahren ins Hiranandani Hospital (angeblich sündhaft teuer, aber das Beste in Mumbai, und darüber hinaus nichtmal 1km vom Haupttor entfernt), die Krankenkasse zahlt ja sowieso. Und wir wollen kein Risiko eingehen, es ist Indien.
Der Arzt schließt Malaria als Ursache aus, Entwarnung. Wo wir schonmal unterwegs sind kaufen wir noch Fahrräder, um auf dem Campus noch mobiler zu sein. 25€ für ein Fahrrad, voll der Wucher!

10.07.
Nachdem ich gestern Abend (oder heute Morgen) bis 04:00 Uhr mit Deutschland telefoniert habe, weckt mich Arne heute Morgen strahlend auf. Er ist wieder fit und isst auch wieder. Aber wir wissen jetzt, dass das Krankenhaus für Ernstfälle wohl gut ist, hat einen guten Eindruck gemacht.

Mein ganzer Stolz. Mit praktischer Regenschirmhalterung.

Bei Monsunregen Fahrradfahren ist toll.

Freitag, 9. Juli 2010

Delhi (01.07. bis 04.07.)

Das Hotel welches wir gebucht haben bietet einen gratis Abholservice vom Flughafen an. Der Fahrer ist vorbestellt - am Airport in Delhi warten wir natürlich trotzdem vergebens. Angerufen, nachgefragt: Man hat uns vergessen. Der Fahrer führe sofort los, sagt man uns.

Eine halbe Stunde später nochmal nachgehakt: Der Fahrer wäre in 10 Minuten da.

Nach einer halben Stunde: Nur noch zwei Minuten.

10 Minuten später: Er ist da. Er hat Probleme mit seiner Freundin oder so etwas. Er hat die Freisprecheinrichtung sehr laut eingestellt, irgendeine Frauenstimme schreit ihn die ganze Zeit an. Wir halten uns die Ohren zu, so macht Taxi fahren Spaß.

Das Hotel ist gut. Uniformierte Träger bringen unser Gepäck ins Zimmer, ein weiterer uniformierter Mensch schaltet uns das Licht und die Klimaanlage an. Das Zimmer ist sauber und sieht aus wie in einem sehr edlen Hotel. Auf den ersten Blick.
Auf den zweiten Blick fehlen Fußbodenleisten und die Garnituren in der Dusche fallen ab, wenn man zu weit dreht. Aber dafür kostet das Hotel auch nur 10€ für ein Doppelzimmer pro Nacht.

Am nächsten Morgen an der Rezeption nach dem Weg zur Metro gefragt. Die Metro wäre nicht gut für Ausländer, sagt man uns. Zu gefährlich, zu teuer und außerdem käme man damit nicht zu den Touristenzielen. Man will uns ein Taxi bestellen. Merke: Vertraue niemandem. Und erst recht nicht deiner Hotelrezeption.
Wir laufen frei nach GPS zur Metro-Station. Denn wir wissen (Wikipedia sei Dank), dass die Metro in Delhi das einzige vernünftige Verkehrsmittel in der Stadt ist.

Sie ist moderner als jede deutsche Metro (Züge kommen auch aus Deutschland, Baujahr nach 2000...), ist klimatisiert (auch die Stationen), in die Stationen kommt man bereits nur mit Fahrkarte, also keine fliegenden Händler darin, die Durchsagen auf Englisch, die Linienpläne gratis zum Mitnehmen und übersichtlich, alles perfekt. Trotzdem weiß außer uns kaum ein anderer Tourist den wir fragen von der Metro, denn auch alle anderen Hotels erzählen Lügengeschichten. Angeblich streikt die Metro, fährt nicht bei Regen, hat ständig Stromausfälle, ist Drogenumschlagplatz Nummer eins oder was auch immer. Taxifahrer zahlen anscheinend viel Provision an die Hotels. Und entfernen die Metro-Wegweiser an den Touristenzielen, denn der Weg zur nächsten Station ist niemals ausgeschildert. Zum aus-der-Haut fahren. Wir haben zum Glück das GPS-Gerät dabei.

Deshalb fahren wir in Delhi fast nur Metro. Entschuldigt die vielen Bilder, aber das ist so unerwartet, so etwas in Indien zu sehen...

Huiiiiiiiiiiiii :-)

In der Stadt schließt sich uns eine Deutsche an, die bei uns Schutz vor den vielen Händlern sucht. Sie ist gerade erst gelandet. Es stellt sich heraus, dass sie aus Viernheim kommt und natürlich auch unsere Schule und fast jeden Fleck in Weinheim kennt...
Mit ihr verbringen wir den ganzen Tag sehenswütend in Delhi.

Straße in Delhi, old buildings and stuff im Hintergrund.

So ne Moschee in Delhi, anscheinend berühmt. Wir gehen mal rein und besteigen gegen Eintrittsgeld einen von den Türmen...

Blick in die eine Richtung...

Blick in die andere Richtung.

Hier gibts Essen. In der Parantha Wali Gali, dem Ort schlechthin für Parathas, essen wir verdammt lecker und für weniger als 1€ pro Person bis zum Abwinken. Super klasse. Der Tipp kam von Ankit, den Weg zeigt uns das GPS. Die Gasse dorthin ist kaum als Gasse zu erkennen und sieht eher wie ein Hauseingang aus. Wir laufen durch mehrere Läden und sogar durch eine Küche hindurch, bis wir plötzlich in dem versteckten Gässchen mit den Paratha-Läden landen. Wir eintscheiden uns für den mit den meisten Kunden und werden nicht enttäuscht. Hammer.

Abends noch das rote Fort. Tagsüber kostet der Eintritt 250 Rupien (für Ausländer, Inder zahlen Rs 10), abends bekommt man aber für 60 Rupien Eintritt nicht nur das ganze Fort zu sehen, sondern auch noch eine Lichtshow. Das machen wir natürlich. So klingt der Abend aus, Metro nach Hause.

Am 03.07. schließlich steht Agra und das Taj Mahal auf dem Plan. Morgens Zug nach Agra, es gibt Essen an Bord. Das Taj Mahal kennt man ja von Bildern, viel mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Gebäude halt.

Wir sind nicht die einzigen Touristen...

Die Fahrt dorthin war allerdings spannend. Am Bahnhof wird man von einer Horde von Taxifahrern überrannt, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Ein Polizei verjagt mit seinem Stock die Menschentraube wie einen Schwarm Fliegen, der danach sofort wieder um uns herum steht. Wir können einen Rikschafahrer von seinem Startpreis von 1500 Rupien auf 30 Rupien herunterhandeln. Persönlicher Rekord.

Der Garten ist schön gepflegt und groß. Die Kekse dürfen wir nicht mit reinnehmen, unser Plan, hier den ganzen Tag zu verbringen, scheitert an unserem knurrenden Magen.

Noch mehr Gebäude auf dem Gelände des Taj Mahal. Ein bisschen geregnet hat es...

Da alle gedruckten Reiseführer sehr deutlich darin waren, in Agra kein Restaurant empfehlen zu wollen, Genießen wir den Nachmittag klimatisiert und ohne Durchfallgefahr bei Mc Donalds. Der Weg dorthin (wir wollten zu Fuß gehen) war interessanter als der Besuch im Taj. Denn:

Er führt durch ein Armenviertel. Das sieht man auf dem GPS natürlich nicht. Ich habe nicht fotografiert, das wäre respektlos gewesen. Wir sehen aus nächster Nähe: Kinder, die direkt in den Straßengraben ihre Notdurft verrichten. Kinder, die sich über unsere Anwesenheit freuen und uns nett begrüßen und um uns herumtollen. Fröhliche Menschen, ein Friseur, der uns gerne frisieren will, sogar gratis. Wir durchqueren einen Markt, auf dem man alles mögliche zu Essen kaufen kann, viele Inder begutachten Waren und feilschen. Der Markt ist mit Tüchern überdacht, die uns etwa auf Brusthöhe hängen. Wir laufen gebückt.
Viele Leute fragen uns, wohin wir gehen. Zur großen Straße, sagen wir. Irgendwie wäre es komisch, zu sagen, dass wir zu Mc Donalds wollen. Ein Burger kostet immerhin fast ein Wochengehalt eines armen Menschen in Indien...

Das Navi in meiner Hand (Gerne würde ich es wegstecken, das Teil sieht so unverschämt teuer aus, aber ohne Kompass geht in den verschlungenen Gässchen gar nichts) leitet uns zur großen Straße, raus hier. Vielleicht.

Normalerweise freue ich mich, dass Schnellstraßen überall auf der Welt solche Gebiete meistens auf Brücken überqueren und man in seinem Auto sicher und wohlbehalten über die Armut hinwegfliegt. Zum ersten Mal stehe ich unten, und frage mich, wie man wohl auf diese schöne Straße hochkommen kann...

Zum Glück gibt es eine Treppe. Hoch, nächste Rikscha genommen, raus. Keiner da unten war auch nur entfernt unfreundlich oder bedrohlich, aber irgendwie kommt man von einem anderen Stern.

Schnell zurück in die Oase des Reichtums, wo keine armen Menschen unser Gewissen beunruhigen oder an unserem Weltbild rütteln. Bei McD fürstlich gespeist. Zwischendrin fällt der Strom aus, das hatte ich auch noch nicht. Nachdem der Strom wieder da ist gehen übrigens zuerst die gelben M's blinkend wieder an, dann surrt die Klimaanlage los, dann kommt das Licht. Es gibt den Mc Maharatscha und den Paneer Salsa Wrap. Danach gibt es eine Rikscha zum Bahnhof.

Eisenbahnromantik.

Zurück nach Delhi.

Am 04.07. nochmal Parathas essen, ein bisschen in der Stadt rumgammeln und auf den Flug warten. Seltsamer Vorfall mit einer Fahrradrikscha: Wir machen einen Preis aus (10 Rupien, die Strecke ist wirklich kurz und am Zielort warten viele Touristen), am Ankunftsort will der Fahrer auf einmal 50 Rupien haben. Wir weigern uns und bestehen darauf, nur 10 Rupien zu geben. Der Fahrer allerdings möchte 10 Rupien noch nicht einmal annehmen, wir gehen also nach langer Diskussion ohne zu Zahlen, niemand versucht, uns zurückzuhalten.
Mögliche Erklärung: Entweder der Fahrer wollte uns verarschen. Die Stadt ist so feindlich gegenüber Touristen, jeder mogelt und schummelt wo er kann, auch Ankit hat uns schon davor gewarnt. Natürlich haben wir Geld und die Rikschafahrer sind generell eher arm, also kann man auch etwas mehr zahlen. Aber ausgerechnet denen, die am dreistesten betrügen, will ich nichts geben.
Andere Erklärungsmöglichkeit: Der arme Kerl konnte kein Englisch und die Preisverhandlung ist unverstanden an ihm vorbeigegangen, vielleicht hat er einfach nur genickt. In diesem Fall hätten wir ihn quasi betrogen, ausgerechnet den Ärmsten unter allen Fahrern, der noch nicht einmal mit den Touristen reden kann. Wegen einer Diskussion um einen Betrag, der umgerechnet noch nicht einmal einem Euro entspricht.
Allein die Möglichkeit, dass Variante B wahr sein könnte, fühlt sich doof an. Vielleicht wurden zum ersten Mal in Indien nicht wir als dumme Touristen abgezockt, sondern wir haben einen Inder um sein sauer verdientes Geld gebracht. Haben uns all die anderen Leute, die uns heute schon uns über den Tisch ziehen wollen, vielleicht zum Überreagieren gebracht?

Der Rikschafahrer zum Flughafen bekommt ein Trinkgeld. Schlechtes Gewissen.

Unser Flug nach Mumbai hat Verspätung. Wir fliegen fast als letzte Maschine raus, nach vielen Stunden Wartezeit. Ein Teil des Flughafens wird schon dunkel, die Läden sind zu. Gespenstisch. Der Bus über das Rollfeld hin zum Flieger bleibt liegen und springt nicht mehr an, wir laufen zum Flieger. Zurück nach Mumbai. Wir nehmen ein Pre-Paid-Taxi, keine Lust, mit Rikschafahrern zu verhandeln. Der Fahrer kennt den Weg nicht, GPS hilft mal wieder. Schlafen und aus.