Dienstag, 6. Juli 2010

Fahrt nach Pokhara (18.06.)

Mit leichtem Wandergepäck geht es nachts um 4 mit der Rikscha los zum Flughafen in Mumbai. Einer von den Indern auf dem Korridor rät uns noch davon ab, mit einer vorbestellten Rikscha zu fahren, der Fahrer wolle uns bestimmt entführen. Wir fahren trotzdem und kommen gut am Flughafen an.
JetAirways ist eine indische Fluggesellschaft, irgendwie ist aber von den Stewardessen an Bord keine einzige aus Indien. Es gibt unter anderem Omelett, die Stewardess sagt uns mit einem Augenzwinkern, "the other options might be too risky". Nagut.
Schon aus dem Flieger sieht man zwischen den Wolken sehr hohe schneebedeckte Gipfel herausragen. Vom Flugzeug ins Terminal bekommen wir die angenehme Sommerluft Kathmandus zu schnuppern; das Klima ist fast wie in Deutschland. Das Terminal hat den Charme vom Norddeicher Flughafen: Ein kleines einstöckiges Backsteingebäude im Grünen. Einreise ohne Probleme, zum Glück haben wir vorsichtshalber Passfotos mitgenommen, ohne die gibts kein Visum. Das Visum wird in Euro bezahlt, Wechselgeld gibt es als wildes Gemisch aus nepalesischen Rupien und US-Dollar. Zusammen mit den mitgebrachten indischen Rupien sind jetzt 4 verschiedene Währungen in meinem Geldbeutel, nervig.
Auf dem Weg zum Geldautomaten am Flughafen hängt eine Traube von Taxifahrern an uns und bewirft uns mit Zielen und Preisen. Wir lassen uns zum Bushof fahren, von hier soll es weitergehen nach Pokhara, der zweitgrößten Stadt des Landes. Die 200km dauern planmäßig etwa 6 Stunden, das Ticket für 2 Plätze in einem Kleinbus kostet umgerechnet 9€.

Blick aus dem Busfenster direkt am Bushof. Genau wie in Indien hat man auch in Nepal diesen besonderen Sinn für ästhetische Innenstadtgestaltung...
Während wir auf unsere Abfahrt warten versucht eine alte Frau mit einem Kind in Arm, durch das geöffnete Fenster hindurch Geld von uns zu erbetteln.

Der Kleinbus fährt nicht direkt zum Stadtausgang, sondern nimmt noch in allerlei Gässchen irgendwelche Fracht aufs Dach. Aus den Lautsprechern wummert Technoschranz in Discolautstärke. Ein Daddy-Cool-Remix vermischt mit nepalesischem Hip-Hop ist auch dabei.

Die Fahrt ist mehr als abenteuerlich. Die Straße ist meist entlang eines Flusses an einem Hang gebaut. Rechts geht es mehr oder weniger tief runter, links ist die Böschung nach oben. Unser Fahrer fährt wie ein Geisteskranker, wir überholen alles und jeden; auch wenn der Gegenverkehr bereits in Sicht ist und für uns bremsen muss. Hier hat wohl immer der Mutigste Vorfahrt...

Nepal ist kein reiches Land. Die Hauptstraße von der Landeshauptstadt hin zur zweitgrößten Stadt des Landes stellt man sich bei uns anders vor.

Wir sehen zahlreiche Unfallreste, zermatschte Autos und Lastwagen, und auch ein paar Fahrzeuge, die gerade nicht über die Böschung gefallen sind. Die Dunkelziffer ist sehr hoch: Ein Fahrzeug, welches tatsächlich gefallen ist, hätten wir ja gar nicht mehr gesehen, Hier passiert jeden Tag unglaublich viel Mist.

Tankwagen an der Klippe...

Bus an der Klippe...

Und das sind nur die zwei, bei denen ich schnell genug die Kamera zur Hand hatte. Ein paar Verletzte auf der Ladefläche eines Pick-Ups haben wir auch gesehen.

Wenn dann der eigene Fahrer noch fährt wie eine besengte Sau, fühlt man sich gleich viel sicherer.

Irgendwann haben wir eine Reifenpanne. Das scheint hier öfter zu passieren, der Ersatzreifen ist in wenigen Minuten montiert und es geht weiter, allerdings nur bis zur Reifenwerkstatt. Hier wird unser Primärreifen geflickt und wieder montiert, der Ersatzreifen wandert wieder an seinen Platz unter dem Kofferraum.

Unterwegs halten wir außerdem noch an allen möglichen Shops, überall wird uns Essen und Trinken angeboten, keiner kauft. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Fahrer von allen Läden Geld fürs Anhalten bekommt. Die Fahrt dauert letztendlich 8 Stunden (für 200km!); Wer dauernd anhält kann den Schnitt auch durch zu schnelles Fahren nicht mehr retten.

In Pokhara erwartet uns eine Traube von Tourguides, Hoteliers und Taxifahrern, die uns ihre Dienste anbieten. Nach kurzem Suchen finden wir auch unseren Guide Bishwa Hang Rai, der uns die nächsten Tage durch Nepal führen wird. Es geht für eine Lagebesprechung und die weitere Planung ins Hotel. Wir einigen uns darauf, den Trek durch das Jomsom-Tal zu machen, da dort die Aussichten auf die Berge ganz gut wären und andere Touren zur beginnenden Regenzeit durch Blutegel etwas nervig würden.

Im Hotel haben wir die erste Dusche seit wir Weinheim verlassen haben. Großer Luxus. Dafür geht die Klospülung nicht. Abendessen in einem seltsamen Restaurant nebenan, eine Tanzgruppe spielt Musik und macht lustige Bewegungen dazu, außer einem verliebten Paar ein paar Tische weiter sind wir die einzigen Gäste. In der Nacht schlafen wir zum ersten Mal auch ohne Ventilator angenehm, es wird draußen halbwegs kühl.

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