Mittwoch, 1. Dezember 2010

7 Monate Indien - die Statistik

219 Tage
1 Projektarbeit
4 Fächer
12 Klausuren

6 Familien besucht
11 Inlandsflüge
unzählige Bahnfahrten
unzählige alte Gebäude und Sehenswütigkeiten

mehr als 200 Tassen Milchtee mit Gewürzen
9 Flaschen Bier
4 verschiedene Caterer in der Mensa
5 indische und 4 westliche Stammlokale

3 verlorene Rucksäcke
8 verlorene Regenschirme
16 Flaschen Moskito-Repellent

3 Länder, die ich jetzt zusätzlich noch besuchen muss, weil ich auf einmal Freunde da habe

7100€ Gesamtkosten, davon:

650€ für den Flug nach Indien
258€ für das Studentenvisum
3000€ für Studiengebühren und das Wohnheim
550€ für den Nepal-Trip
1000€ für die restlichen Inlandsreisen

bleiben etwa 1700€ (=242€ pro Monat) für die sonstige Lebenshaltung wie Essen, Putzmittel, Fahrrad + Reparatur, Kino usw.

Ich bin zufrieden. Viele neue Freunde, die ich gerne wieder besuchen komme, viele neue Erfahrungen, viel doofes gesehen, viel schönes erlebt. Und jetzt fliege ich auch gerne wieder nach Hause. Werde viele Leute vermissen. Und freue mich darauf, euch alle wieder zu sehen.

Danke fürs Lesen.

Abschied

Eben mit JJ im Laxmi Essen gewesen. Haben auch ein paar Bierchen getrunken. Morgen das ganze Spielchen noch mit Mehadi, Ankit und Shrikanth - tut schon irgendwie weh, die ganzen Leute hier zu lassen. Habe hier viele Leute sehr lieb gewonnen.

Dienstag, 30. November 2010

Kerala

Mehadi und ich sind gerade von unserer Tour nach Kerala zurückgekommen. War gut. Jetzt stehen nur noch Reisevorbereitungen an, mein Zimmer ist fast leer, der Rucksack gepackt. Nur der Computer, an dem ich gerade sitze, und mein Waschzeug sind noch nicht drin.

Zur Tour:

Der Flug war relativ ereignisreich. Nach 2 Stunden Verspätung beginnt das Boarding, alle steigen in den Bus. Der fährt bis zum hintervorletzten Eckchen des Flughafens, wo eine Maschine neben dem Hangar steht und irgendwie aussieht, als würde sie gerade gewartet. Da bleibt der Bus dann mit laufendem Motor stehen, Leute mit Uniformen laufen hektisch durch die Gegend - ein Mann steigt ein und sagt, der Flieger wäre noch nicht bereit, es würde noch etwas dauern. Nach einer halben Stunde Warten im Bus setzen wir dann zurück, wenden und fahren irgendwoanders hin, wo wir dann nochmal eine halbe Stunde rumstehen.

Irgendwann macht der Bus die Türen auf, die Leute verteilen sich auf dem Rollfeld. Keine Informationen. Wir gehen auch kurz raus, um festzustellen, dass es draußen viel zu warm ist und stinkt. Also wieder zurück in den klimatisierten Bus, warten. Auf der Rückbank sitzt eine Gruppe junger Frauen, die laut singen, ein Lied nach dem Anderen. Ein paar Leute drehen sich genervt weg und tuen so, als würde sie es nicht hören. Die meisten summen mit oder klatschen im Takt. Nette Stimmung, eine Stewardess verteilt derweil Trinkwasserflaschen.

Bis wir dann irgendwann zu einem anderen Flugzeug gefahren werden, nachdem der Bus alle herumstreunenden Leute eingesammelt hat. Mit 4 Stunden Verspätung fliegen wir dann ganz normal nach Kochi.

Die Touristeninformation im Flughafen von Kochi ist eine Überraschung: Anscheinend hat hier die Korruption nicht so sehr zugeschlagen, die Leute empfehlen uns tatsächlich den Bus und sagen uns, wo wir ihn finden. Der Bus fährt pünktlich, wir haben Sitzplätze. Wir fahren nach Alleppey und übernachten in einem kleinen Gasthaus, schön sauber, kalte Dusche vorhanden. 500 Rupien.

Alleppey


Durch Alleppey führt ein Kanal, von hier aus kann man sich Boote mieten. Genau das machen wir.

Vorbei an der Tankstelle...

...und der Müllabfuhr...

...in die Backwaters. Hier schwimmen schöne Hausboote durch die Gegend. Hätten wir uns auch mieten können, aber die Teile kosten richtig Geld. Also bleiben wir bescheiden:

Und lassen uns in diesem Boot durch die Gegend paddeln. Der Fahrer ist nett und spricht ein paar Brocken Englisch. Er fährt uns durch kleine Kanäle, durch die die Hausboote nicht kommen.

Grün. Viel Grüner als meine Kamera grünen kann.

Unterwegs eine Kokosnuss-Rast.

Schwuppdiwupp, ein Tag vorbei. Abendessen in einem kleinen Restaurant mit vielen Einheimischen. Das Essen ist lecker und kostet nicht mal 90 Rupien pro Nase.

Kleinigkeit am Rande: Es ist tatsächlich so, dass viele Inder niemals zugeben würden, keine Ahnung von irgendetwas zu haben. Im Restaurant fällt mehrmals der Strom aus, wir sitzen im Dunkeln. Mehadi fragt, ob unser Essen denn trotzdem kommt (kann ja sein, dass mit Strom gekocht wird). Doch doch, heißt es, 10 Minuten, dann sei es fertig.

Bis der Mann am Nachbartisch uns anspricht und uns sagt, der Mann, den wir gerade gefragt hätten, sei sein Chauffeur, und nicht etwa ein Kellner. Wir sollten doch besser einen Bediensteten des Restaurants fragen.
Müssen wir aber gar nicht, in dem Moment kommt schon unser Essen.

Varkala

Von Alleppey aus wollen wir mit dem Bus nach Varkala fahren. Die Fahrt dauert angeblich 3 Stunden.

Der Fahrer ist wahrlich kein Kind der Traurigkeit, und fährt gerne schnell. Man ist auf dem Bildschirm aus Filmen allerhand gewöhnt, aber ganz im Ernst: wenn man selber in diesem Bus sitzt, kein Sicherheitsgurt, vor einem nur Metallstangen, und der Busfahrer denkt überhaupt nicht daran, mit dem Überholen aufzuhören, wenn Gegenverkehr kommt - toll ist das nicht.

Zwischendurch fängt es noch an, zu Regnen. Tata scheint nicht immer gut darin zu sein, Busse zu bauen. Undichte Scheiben sind ja ganz normal, aber mir fällt zum ersten Mal auf: Der Scheibenwischer ist so kurz, dass er überhaupt nicht den Bereich freiwischt, den der Fahrer zum Sehen braucht. Wir fliegen fast blind.

Noch eine Beobachtung aus dem Bus. Ich habe oft geschrieben, die Leute seien freundlich gegenüber Ausländern. Ich muss das korrigieren: Sie sind freundlich gegenüber weißen Ausländern. Der Bus ist stopfend voll, wir können am Anfang nichtmal richtig stehen. Es gibt nicht genug Platz auf dem Boden für beide Füße, ich stehe auf den Schuhen von jemand Anderem und habe meinen rechten Fuß halb auf meiner linken Sandale stehen. Es ist wirklich voll. Natürlich steht relativ bald jemand für mich auf, sogar in der ersten Reihe, ich habe einen Sitzplatz und einen prima Ausblick. Das war bisher in Bussen eigentlich immer so, Arne und ich können meistens sitzen.

Mehadi allerdings bleibt noch zwei Stunden lang stehen, für ihn macht niemand Platz. Ich sehe das leider nicht, er ist beim Einsteigen von der Menge zwei Meter nach hinten gedrängt worden, zwischen uns sind also schätzungsweise 20 Menschen. In Kollam rufe ich ihn an, ob wir nicht aussteigen, übernachten und am nächsten Morgen mit dem Zug weiterfahren wollen. Ich würde gerne weiterleben, der Fahrstil wäre fürchterlich.
Mehadi ist nicht abgeneigt. Raus aus dem Bus (gar nicht so einfach), Hotel suchen.

Wir machen ein echtes Schnäppchen. Ein Geschäftsmann hat sich wohl vertan und ein viel zu gutes und teures Hotel in Kollam gebaut, obwohl es in so einer Kleinstadt kaum Bedarf für so etwas gibt. Es scheint außer uns komplett leer zu sein. Der Startpreis war zu hoch, aber als wir Anstalten machen, zu gehen, fällt der Preis und wir bekommen schließlich eine sehr komfortable Suite für umgerechnet 9€ pro Person. Nett.

Varkala

Am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang schnappen wir uns den Zug nach Varkala. Der braucht für das letzte Stück nur 40 Minuten, der Bus hätte wohl nochmal 3 Stunden gebraucht.

Der Fußweg vom Bahnhof zum Strand führt auch am Bushof von Varkala vorbei. Normale Leute nehmen eine Rikscha. Wir laufen lieber. Zwei Geeks auf Reisen: Wir beide haben GPS in unseren Handys und navigieren fröhlich in Richtung Strand, suchen im Internet nach guten Hotels - und nehmen hinterher dann doch irgendeines, das wir unterwegs sehen und schön finden.

Ende November: 33°C, die Sonne ballert, ich habe die 30er Sonnencreme aufgetragen. Kleiner Spaziergang durch den Ort und am Strand, wir haben den ganzen Tag nichts anderes vor.

Manche Polizisten haben es schöner als andere Polizisten.

Und wir gehen baden.

Uns sprechen wieder dauernd Leute an und stellen uns nervige Fragen. Wir beide kommen aus Utopia. Das sei eine kleine Insel zwischen der Türkei und Amerika. In Utopia sind wir beide Professoren für Paläontomorphologie. Und wir sind dienstlich in Indien. Die Leute nicken verständnisvoll, ah ja, Utopia, da kämen viele Leute her. Paläontomorphologie, oh ja, das sei bestimmt sehr schwer. Das können wir bestätigen, aber die Bezahlung ist sehr gut.
Meistens reicht das dann schon und die Leute ziehen zufrieden weiter.

Zurück

Der Rückweg ist unspektakulär. Direkter Zug nach Kochi, auf den Bus hatten wir keine Lust mehr. Kleinigkeit von der Zugfahrt:
Hierarchien sind hier wohl sehr sehr wichtig. Im Zug gibt es also den Ticket Collector, zu dem die Fahrgäste ungefähr auf Augenhöhe sprechen, der Mann hat etwas zu sagen. Dann gibt es noch die niederen Bediensteten, die z.B. den Boden wischen oder das Essen bringen. Denen schaut man nicht ins Gesicht und man redet auch nicht ihnen, sie sind wie Geister.
Ich sitze im Zug vor dem Schließfach, in dem einer der einfachen Angestellten seine Sachen aufbewahrt. Als er Anstalten macht, an sein Fach zu gehen, stehe ich natürlich auf, um ihm Platz zu machen. Woraufhin ein anderer Fahrgast wütend herbeieilt und den Bediensteten schreiend zur Sau macht, wieso er mich zum Aufstehen zwingen würde. Mir lächelt der Schreihals dabei freundlich zu, als würde er mir damit einen Gefallen tun. Sehr seltsam.

Übernachtung in Kochi (keine Zeit für Sightseeing), Flug nach Mumbai.

Der Flughafen von Kochi ist sehr friedlich und klein.

Vom Gate läuft man direkt zum Flieger.


Und bei Jet Airways läuft das Bespaßungssystem mit Linux. Und startet gelegentlich neu.

In Mumbai steht jetzt meine letzte Nacht im Hostel bevor. Vor meinem Fenster trommelt und pfeift es mal wieder wie wild, irgendwo in der Nachbarschaft wird Musik gemacht.

Morgen gibt es voraussichtlich noch einen letzten Eintrag im Blog, danach gehts zurück nach Deutschland. Ich habe gehört, es schneit...
Und ich hab Sonnenbrand.

Donnerstag, 25. November 2010

Semester vorbei

Das Semester ist vorbei. Heute morgen habe ich die letzte Klausur geschrieben, sie ist überhaupt nicht gut gelaufen. Leider hat die Frau Professorin andere Themen angekündigt, als dann tatsächlich drankamen. Ich hoffe mal, das alle das Problem hatten, dann retten mich die Relativnoten.

Morgen früh gehts mit Mehadi für 5 Tage nach Kerala, dann gibts auch zum Abschluss noch ein paar Bilder. Den letzten Tag im IIT habe ich dann noch, um alle Leute zu überfallen und mich zu verabschieden. In genau einer Woche bin ich schon wieder in Weinheim (wenn alles gut geht)...

Mittwoch, 24. November 2010

Abbruch

Arne sitzt gerade im Flughafen und wird in 2 Stunden in Richtung Frankfurt abfliegen, es geht ihm nicht so gut. Damit fällt für ihn die Tour nach Kerala sowieso flach, und seine Klausuren sind alle vorbei. Ich bleibe wie geplant hier, es ist jetzt noch genau eine Woche bis zum planmäßigen Rückflugtermin nach Deutschland.

Arnes Fahrrad haben wir verkauft und noch 600 Rupien bekommen. Vom Hausmeister haben wir jetzt doch noch unsere Kaution zurückbekommen, war nicht ganz einfach. Unsere Bankkonten in Indien haben wir geschlossen. Damit bleiben kaum noch Formalitäten übrig.

Den Bericht für Environmental Impact Assessment habe ich abgeschickt, bleibt nur noch eine Klausur am Donnerstag, für die ich morgen lernen muss. Dann ist das Semester auch für mich vorbei. Die Tour nach Kerala werde ich wohl trotzdem machen, dann eben nur mit Mehadi.

Sonntag, 21. November 2010

Air Pollution

Die Klausur für Air Pollution war super. Das ist das einzige Fach, das Arne und ich beide gehört haben. Eigentlich ist die Klausur erst am 27. November, aber nur für Arne und mich gab es eine Extra-Klausur heute, sodass wir noch vor unserer Tour nach Kerala fertig werden.

Wir haben dem Professor versprochen, den anderen nichts über die Klausur zu verraten, denn er wollte nicht für uns andere Fragen stellen.

Da er nicht die ganze Zeit auf uns aufpassen wollte, hat er uns einfach in einen Konferenzraum gesetzt (klimatisiert) und ist in sein Büro gegangen. Völlig ungestört und unbeobachtet haben wir gut gelaunt quatschend, summend und singend die Klausur gerechnet. Wenn etwas nicht klar war, sind wir zum Professor ins Büro, er hat uns alles erklärt, was wir nicht wussten. Nach 3 Stunden abgegeben und fertig. Das war Air Pollution.
Übrigens habe ich in diesem Fach mehr gelernt als in den meisten anderen Fächern. Und das völlig ohne Druck und Stress. Der Professor ist ein Guter.

Danach haben wir das Sonntagsbrunch im Renaissance Hotel ausprobiert. Der Laden ist direkt gegenüber vom See, von der Wohnheimsterrasse aus kann man es sehen. Die anderen Deutschen waren auch dabei (und hatten den Ort ausgesucht), es war sozusagen eine Art Abschiedsfeier. Das vorige Mal, dass wir was mit den anderen Deutschen gemacht haben, war die Willkommensfeier im Juli... Wir waren mehr mit Indern und Äthiopiern unterwegs.

Das Buffet im Renaissance war super.

Vom Restaurant aus kann man unser Wohnheim sehen. Nach dem Brunch waren wir noch im Pool. Kann man als Sonntag wohl stehen lassen.

Morgen schreibe ich meinen Report über Simulation in der Umwelttechnik. Arne hat morgen seine härteste Klausur, ein Durchfallkandidat. Dann nur noch meine letzte Klausur am Donnerstag, und wir haben unsere Ruhe.

Samstag, 20. November 2010

Faul

Fauler Tag. Versucht, für Air Pollution am Sonntag zu lernen. Stattdessen nur gesurft.

Abends hat uns Professor Kannan zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen. Seine Frau hat Idli für uns gekocht, mit ein paar Soßen und nebenbei Gulab Jamun. Nettes Schwätzchen über Gott und die Welt, Kannan war vor ein paar Jahren mit seiner Frau auf Einladung von Prof. Marquardt in Aachen und kennt ein paar Orte.

Morgen muss dann wirklich gelernt werden...

Donnerstag, 18. November 2010

CFD vorbei

Heute morgen habe ich CFD geschrieben. Das war die erste Endsemesterklausur - und gleichzeitig die einzige, vor der ich wirklich großen Respekt hatte.
Effektiv habe ich mich einen Tag vorbereitet. Das darf man aber nicht in Aachener Relationen sehen. Anwesenheitspflicht und Hausaufgaben bringen einen ja auch unter dem Semester zum Arbeiten, also muss nur alles nochmal aufgefrischt werden.
Es ist wohl relativ ok gelaufen. Nicht glorreich, aber ich denke doch, dass es zum Bestehen reicht.

Innerhalb der nächsten 7 Tage kommen auch noch die anderen 3 Klausuren, allesamt nicht so wild. Ich bin wieder fröhlich und werde jetzt wohl wieder rumtingeln und Leute in ihren Zimmern überfallen.

Wir haben noch eine Woche auf dem IIT Campus, und insgesamt 13 Tage in Indien.

Montag, 15. November 2010

Veg oder Non-Veg?

In Indien ist vegetarisches Essen ja ein ganz wichtiges Kapitel. Es gibt Restaurants, die damit werben, nur vegetarisches Essen anzubieten, sogar bei KFC und McDonalds gibt es zwei strikt getrennte Küchenbereiche und oft sogar verschiedenes Personal für vegetarisches und nicht vegetarisches Essen. Die vegetarische Bedienung trägt meistens ein grünes Shirt, die nicht-vegetarische Bedienung ein rotes.

In der Mensa gibt es Bereiche, in denen man nur vegetarisches Essen zu sich nehmen darf.

Heute kam eine Mail durch den Verteiler:

Hi all,
It's been observed that tables reserved for vegetarian food only are being used for non-veg food(including eggs) also. Mails had been sent many a times earlier regarding this issue.
Council is receiving lots of complains about this issue.Mess council reiterates that a fine of Rs.500 will be imposed to persons violating above rule.


Regards,
Mess Council

Wenn auf die Trennung sauber/nicht-sauber genauso strikt geachtet würde wie auf veg/non-veg hätte ich nicht so oft Probleme hier...

Ein paar Erfolge

Unsere online-Accounts wurden bis zum 15. Dezember verlängert, wir können also am 03. Dezember unsere Noten sehen.
Außerdem müssen die Kurse online bewertet werden, die Evaluation ist verpflichtend, man kann sonst seine Noten nicht sehen. Heute haben wir mit Hilfe des International Office sogar die Webseite dazu gefunden, denn in der Ankündigung für die Evaluierung war natürlich kein Link. Kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Nach einer ganzen Woche täglichen Nachhakens haben wir Prof. Kannan endlich getroffen und haben noch ein paar nette Fotos mit ihm und uns in seinem Büro gemacht.

Und der Souvenirladen hatte tatsächlich neue Sachen, ich habe jetzt einen IIT Bombay Pulli.

Die Rucksäcke sind von der Reinigung wieder da und sehen aus wie neu. Kein Schimmel mehr.

Dafür fängt der Hausmeister an, Probleme zu machen. Wir haben eigentlich nie in der Mensa gegessen, und wenn doch, haben wir einfach in Bar gezahlt, weil wir ausgerechnet haben, dass die Mensakarte sich nicht lohnt. Der Hausmeister hatte uns dazu ermutigt.
Jetzt auf einmal heißt es, man könne nicht im Wohnheim wohnen, ohne auch eine Mensakarte zu haben, und wir müssten für all die Monate nachzahlen. Das müssen wir ihm noch ausreden...

CFD

Am Donnerstag ist die Klausur in CFD, mein Hassfach in diesem Semester. Man nehme unsere Numerikvorlesung daheim, mit Indexsalaten an der Tafel, die niemand versteht, lasse den Professor aber mit dem fiesesten indisch-englisch der Welt reden, in einer Lautstärke, dass jedes Papierrascheln im Raum die Stimme vollständig überdeckt. Dazu gebe man 10 laut rasselnde Deckenventilatoren. Dann mache man den Prof noch unfreundlich und unkooperativ, und lasse ihn nach der Vorlesung 10 Minuten lang darüber reden, warum sein Lehransatz besser ist als alles, was man in Büchern findet.

Zu guter Letzt gibt es noch große Programmieraufgaben, bei denen aber nicht wirklich definiert wird, was gefragt und was gegeben ist. Im Sinne von: Simulier mal die Strömung durch ein Rohr.

Bei der ersten Programmieraufgabe im Oktober gab es schon Probleme. Der Prof hatte in der Stunde explizit die Arbeit in Gruppen erlaubt. Auf dem Notenblatt standen bei den meisten aber 0 Punkte, und in der Kommentarspalte so etwas wie: "Abgabe ähnlich zu Matr. Nr. ##"

Das ist immerhin so daneben, dass sogar die friedlichen Inder in der nächsten Vorlesung mal nachgefragt haben, wieso er zwar Gruppenarbeit erlauben will, sich die Abgaben aber dann entgegen der Ankündigung nicht einmal ähneln dürfen. Der Prof will aber keinen Fehler eingestehen, sagt, dass für die Notenvergabe sein Assistent zuständig sei, der nicht sein Sklave sei und einen freien Willen habe. Wenn sein Assistent also der Meinung wäre, dass kopiert wurde, möchte er da nicht reinreden.
Zwar argumentiert er damit völlig an der Frage vorbei und schiebt den schwarzen Peter auf seinen armen Assistenten (der möchte ich nicht sein...), aber es traut sich dann doch keiner, nachzuhaken.

Ich hatte zum Glück am Vorabend alleine ein Programm zusammengekleistert. Es lief zwar nicht (in meiner Kommentarspalte stand: "Code not working"), aber es gab 5 von 10 Punkten dafür. Immerhin mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt, der lag bei 2.

Die beiden anderen Programmieraufgaben, die der nette Herr jetzt mitten in der Klausurphase noch aufgibt, wären auch geeignet, mich eine ganze Woche in Atem zu halten. Bei der zweiten Abgabe habe ich einfach innerhalb von einer Stunde ein Programm zusammengeschustert, was im Quelltext ungefähr so aussieht, als hätte ich die Problemstellung bearbeitet. Die Ausgabe hat nichts mit der tatsächlichen Lösung zu tun, aber das wird wohl nichts machen. Mit ein paar Indern habe ich gesprochen, es hat diesmal keiner geschafft, auf die richtige Lösung zu kommen, und viele haben sich ein ganzes Wochenende um die Ohren gehauen. Die Aufgabenstellung ist niemandem so richtig klar, und der Prof möchte keine Fragen beantworten.

Also mache ich das Gleiche heute für die dritte Aufgabe auch, und am Donnerstag gehe ich in die Klausur. Dann ist dieses Fach endlich vorbei, hoffentlich bestanden.

Donnerstag, 11. November 2010

Gruppenpräsentation

Endlich ist die Präsentation für die Gruppenarbeit in Environmental Impact Assessment vorbei.

Zwei Tage vor der Präsentation haben wir die verbleibenden Arbeitspakete auf die 4 Mitglieder der Gruppe aufgeteilt und uns für den Vorabend des Vortrags um 20 Uhr verabredet.

20:10 eine SMS: verschoben auf 21:30. 21:30 eine Mail: Ob ich einverstanden wäre, wenn wir erst am kommenden Montag vortragen. Ich treffe mich sofort mit den Anderen und sage nein, es käme für mich absolut nicht in Frage, zum vereinbarten Termin ohne Präsentation in der Hand aufzukreuzen und um eine Fristverlängerung zu flehen.

Das Problem: Einer meint, gerade keine Zeit zu haben und schickt uns aus seinem Zimmer, und ein Weiterer war noch nicht da und geht einfach nicht an sein Telefon. Auf einmal sind wir nur noch zu zweit. Die Arbeitspakete, die die anderen bearbeiten sollten, sind unbearbeitet.

Wir setzen uns also hin und erstellen einen Notfallplan. Gegen Mitternacht kreuzt dann endlich der Verschwundene wieder auf. Ich erkläre ihm, was wir in seiner Abwesenheit bereits gemacht haben. Er lässt mich reden und liest derweil seine Mails.
Danach sagt er einfach, er müsse jetzt schlafen gehen, er sei schon müde, und er werde morgen einfach etwas improvisieren.

Wir anderen beiden sind nicht einverstanden: Sein Teil ist der abschließende Teil, Patzer hier bleiben besonders gut in Erinnerung.
Ich werde also sehr deutlich (nicht unhöflich, aber vielleicht zu direkt, deutsche Angewohnheit...) dass ich das nicht akzeptieren kann, ich sein Verhalten unfair finde und er nicht einfach uns mit der Arbeit alleine lassen kann. Danach spricht er auf einmal nur noch mit meinem Kollegen auf Hindi weiter, und verlässt nach ein paar Sätzen den Raum. Mich ignoriert er ab diesem Moment.

Bei der Präsentation stellen dann der vernünftige Kollege und ich unsere Sachen vor. Der Mensch, der von Anfang an nicht arbeiten wollte macht sich als Protokollant der Gruppe bei der Präsentation wichtig und notiert die Kommentare der Professorin.
Danach verwandelt der Improvisator den Abschluss der Präsentation in ein Desaster. Er bleibt schwammig und widerspricht sich am Laufenden Band selbst und kennt offensichtlich noch nicht einmal unser Thema und provoziert dadurch Fragen, mit denen keiner von uns jemals gerechnet hätte und die wir alle nicht beantworten können.
Anschließender Kommentar meines Mitarbeiters: "This was a disaster. We have been raped."

Was mich am meisten gewundert hat: Danach sind wir alle 4 miteinander Tee trinken gegangen. Die 3 Inder schwatzen fröhlich miteinander, wir reden über Diwali und dies und das. Kein Anzeichen von Verärgerung, alles schon vergessen. Friedlich wie die Lämmer.

Immerhin ist etwas Nettes herausgekommen. Es ging um Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr auf dem Campus. Ich habe etwas simuliert.

Ich hätte gerne richtige Zahlen verwendet, aber die Verkehrsdaten zu beschaffen war Aufgabe des Improvisators. Also habe ich mir einfach Zahlen ausgedacht, das Modell ist aber realistisch. Für die Präsentation hat das gereicht.

Anstatt die Klausur in diesem Fach zu schreiben (die wäre auf Kerala gefallen) darf ich jetzt einen kurzen Report über Simulation schreiben. Find ich gut, muss ich nicht mal was nachlesen.

Morgen ist der letzte Vorlesungstag. Danach beginnt offiziell die Klausurphase.

Mittwoch, 10. November 2010

90% verlegt

Das Problem mit den Klausuren ist wahrscheinlich gegessen. Die Professorin in EIA wird wohl für mich alleine eine zusätzliche Klausur vor meiner Abreise komponieren, und der Prof in Air Pollution meint, wir sollen die Flüge nach Kerala nicht stornieren, wir würden schon eine Lösung finden.

Das wiederum ist sehr viel netter als bei uns. Was passiert wohl wenn wenn ich in Aachen zu Herrn Epple gehe und ihm sage, der neue Termin für die MRT Klausur kollidiert aber mit meinem Urlaub im Schwarzwald?

Seit heute sind außerdem 90% unseres Aufenthalts hier vorbei. Noch 21 Tage über...

Montag, 8. November 2010

Todo

in Mumbai schlägt die Uni wieder zu. Die letzte Vorlesungswoche steht an, und neben den Hausaufgaben, die sich angestaut haben, gibt es noch viel zu erledigen:
  • Die Klausurnoten werden am 03. Dezember online stehen. Dumm nur, dass unser Account mit der Abreise am 30. November abläuft und wir danach keinen Zugriff mehr auf das System haben. Das International Office möchte uns bei der Suche nach einer Lösung helfen, mal sehen.
  • Wir hatten für die Zeit zwischen den Klausuren und unserer Abreise nach Deutschland noch eine Reise nach Kerala geplant und Flüge gebucht. Jetzt wurde ein paar Klausuren nach hinten verlegt: Die endgültige Terminliste im Internet war nicht endgültig, irgendjemand hat gemerkt, dass Klausurtermine auf Feiertage gefallen sind und hat kurzfristig die Tage geändert. Von den betreffenden Professoren ist keiner zu kriegen.
  • Unsere verschimmelten Rucksäcke müssen in die Reinigung. Der Waschmann im Hostel möchte sie nicht waschen.
  • T-Shirts vom IIT wollen wir kaufen, der Laden hat zur Zeit nur Sachen in der Größe XS da.
  • Ein paar Fotos von Prof. Kannan und seinem Labor müssen wir noch machen, das fehlt komplett. Prof. Kannan ist gerade nicht da.
Da macht man sich so eine schöne ToDo-Liste für den Tag... Und hakt keinen einzigen Punkt ab.

Zurück von Diwali

Wir sind wieder in Mumbai, der Unialltag ist wieder im vollen Gange.
Wir hatten eine sehr feine Woche in Karnal bei Ankit zu Hause. Damit er auch noch etwas Zeit alleine mit seiner Familie hat, waren Arne und ich außerdem für 2 Tage in Shimla und haben da das kühle Wetter und die tatsächlich saubere Luft genossen.

Delhi und Shimla
Der Flug nach Delhi verlief fast ohne Zwischenfälle. Der Inder hinter mir hat die kleine Packung Tomatenketchup, die beim Frühstück dabei war, zum Platzen gebracht und mich aus Versehen damit geduscht, und die Stewardess hat eine Kanne Tee über meinem Sitz verschüttet. Ansonsten alles prima.

Gepäckband in Delhi. Jedes Land hat so seine Sitten beim Gepäck... Aber so viele in Decken eingewickelte Koffer?

Der Airport hat sogar eine Bushaltestelle, es fahren klimatisierte Busse in die Innenstadt. Allerdings ist die Haltestelle nicht ausgeschildert und das Flughafenpersonal arbeitet mit der Taximafia zusammen. Ankit kennt den Weg...

Die Busse fahren nämlich noch vom alten Terminal ab, das inzwischen stillgelegt ist. Wäre der Betreiber der Busse auf Profit aus, würde man die Busse wohl zum neuen Terminal fahren lassen, aber die Busfirma ist staatlich. Wahrscheinlich hat der Busfahrer auch nie den Hinweis an seine Vorgesetzten gegeben, dass er immer fast leer fährt... Ist ja auch nicht so stressig wie mit einem vollen Bus.

Mit Ankit und Arne für 2 Stunden durch die Stadt, Parathas zu Mittag essen und Metro fahren. Dann geht es vom großen Interstate-Busterminal weiter.

Das sieht so aus.

Über Delhi liegt eine Dicke Staubwolke, und auch außerhalb der Stadt wird es nicht besser. Alle sind am röcheln und husten. Die Luftverschmutzung in der Umgebung ist unbeschreiblich und hat etwas mit den vielen Rikschas zu tun (Zweitakter-Motoren...), den LKW ohne Partikelfilter, den vielen Holzfeuern in den Garküchen, und der Angewohnheit, den Hausmüll (inklusive Plastik) morgens vor dem Haus einfach in Brand zu stecken.

Zum ersten Mal habe ich eine brennende Müllkippe gesehen, leider keine guten Fotos. Drumherum ist ein Slumgebiet, auf dem Müllhaufen sind Leute unterwegs und suchen nach Verwertbarem.

An der Autobahnausfahrt setzt uns der Bus ab, von hier geht es mit Ankit und seinem Gepäck in einer Fahrradrikscha, und Arne und mir in einer anderen Fahrradrikscha zu ihm nach Hause.

Sowohl Ankits Papa als auch seine Mama sprechen gut Englisch, das hatten wir bisher noch nicht bei unseren Besuchen. Papa handelt mit Arzneimitteln und Vitamin- und Sportgetränken und verdient wohl recht gut damit. Das Haus ist extrem gut gepflegt, die zwei Putzfrauen kommen täglich. Das ist auch nötig, in Karnal ist die Luft genauso staubig wie in Delhi (stinkt aber nicht so).

Abendessen und Frühstück sehr reichhaltig, es gibt das Übliche (Chapati, Soßen). Ob es das auch mal in Deutschland gegeben hat, dass es in jedem Haus landesweit jeden Tag genau das gleiche zu Essen gibt?
Trotzdem schmeckt es uns gut, Mama kocht lecker und wir haben in Mumbai vorsorglich für einige Zeit nicht indisch gegessen, um wieder Lust auf Currys zu haben...

Am nächsten Tag düsen Arne und ich nach Shimla, Ankit bleibt bei seiner Familie und genießt die Ruhe vor uns.

Unser Hotel in Shimla. 15€/Nacht für ein Doppelzimmer. Sauber und gepflegt, der Zimmerservice ist etwas aufdringlich und weckt uns spät abends, ob wir nicht noch etwas essen wollten, wir hätten ja noch gar nicht das Hotelrestaurant ausprobiert...

Relikte aus der Kolonialzeit: Eine christliche Kirche, Fachwerkhäuser... und eine Fußgängerzone. Die Luft ist tatsächlich sauber.

So darf ein Urlaub aussehen.

Kühlschrank mit Beinen...

Ausblick.

In Shimla darf man sogar für Alkohol werben.

Und irgendeine riesige Statue von einem Gott steht auf dem Hügel.

Der Bahnhof von Shimla. Schwuppdiwupp zwei Tage rum, gibt nicht viel zu berichten. Von vielen Leuten angeschwatzt, viele neue „Freunde” gemacht... Die interessanteste Unterhaltung mit einem Teeverkäufer:

Er: Sir, where are you coming from?
Wir: Germany.
Er: Ooooooh, dangerous country, very dangerous country.
Wir: (Verwirrter Blick), Why?
Er: (mit freudestrahlendem Blick) Hitler! Hitler!

Gnaaaah. Ab sofort kommen wir wieder aus Finnland.

Nach unten nehmen wir den Zug, wir haben wenigstens im Nachtzug noch Plätze bekommen. Mit Umstieg in Kalka fahren wir über Nacht bis Delhi durch und machen dort noch eine Sightseeing-Tour: Die Metro wurde erweitert, wir können uns jetzt also auch Sachen anschauen, die bei unserer letzten Tour noch außerhalb unserer Reichweite waren.

Im Nachtzug sind außer uns noch ein paar Soldaten unterwegs. Morgens beim Aufstehen unterhält sich der eine kurz mit uns. Die anderen hören mit einem Handy Lieder von Brian Adams. Wie friedlich.
Irgendwann fängt es im Zug an, nach Rauch zu stinken. Ich befürchte schon Feuer im Zug, aber nein: Wir kommen in die Nähe von Delhi. Der Gestank wird bleiben.

Ankunft am Hauptbahnhof von Delhi: Die Plastikmüllhaufen brennen, und unsere Augen auch. Man möchte gar nicht atmen, aber es stinkt einfach überall, und irgendwann muss man doch Luft holen.
In der Metro ist die Luft gefiltert, und der Hauptbahnhof hat sogar auch eine Metrostation. Raus hier, und mit der neu erweiterten Linie in die Außenbezirke. Da gibt es einen großen Komplex aus alten Ruinen. Die meisten Touristen schauen sich nur das große Minarett an und kommen mit dem Taxi, wir kommen von der Metrostation aus zu Fuß. Die achtspurige Straße hat keinen Fußweg, dafür stolpern wir ungeplant in einen Teil des Geländes, den irgendwie keiner benutzt und wo niemals ein Tourist hin kommt.

Mitten in der 10-Millionen-Stadt Delhi ein quadratkilometergroßes Areal komplett für uns. Wir treffen nur ein paar Bauern, die ihre Kühe im Park grasen lassen, und ein paar Wildschweine.

Der Lotus Tempel hat neuerdings auch eine Metrostation in der Nähe. Schauen wir uns auch noch an, zumindest von außen.


Und wir kommen am Dorf der Commonwealth Spiele vorbei. Sieht eher aus wie eine Kaserne, man hat wohl Angst vor Terror. Ich mag das freundliche Tigermaskottchen über dem Stacheldraht...

Von Delhi aus geht es dann mit dem Zug nach Karnal zurück zu Ankit. Unser eigentlicher Besuch zu Diwali beginnt.

Bei Ankit
zu Hause ist es sehr entspannt. Wir stehen alle spät auf (auch die Eltern), Mama macht Frühstück. Ankits Familie ist sehr vernünftig. Papa hilft auch in der Küche, Ankit hilft beim Auftischen, und wenn wir etwas helfen wollen lässt man uns. Sogar die Mama nimmt sich Zeit zum essen, sie ist somit die erste indische Hausfrau, die wir jemals sitzen und essen sehen.
Während wir essen kommt der Milchmann vorbei und bringt frische Milch...
Der Gemüsemann kommt vorbei und bringt Gemüse...
Mama kocht die Milch ab...
Zerkleinert mit dem Stößel frische Gewürze und macht einen Tee daraus...
Bei uns würde Hausfrau oder -mann auf dem Rückweg von der Arbeit schnell etwas aus dem Supermarkt holen.

Mit dem Papa unterhalten wir uns über Familien in Deutschland. Ja, es gibt in Deutschland viele Scheidungskinder und Patchworkfamilien. In Indien gibt es das eigentlich nicht: Ein Ehepaar bleibt zusammen, egal was passiert. Große bunte Familien sind hier üblich, wo fast alle Onkels und Tanten im gleichen Ort wohnen. Kinder ziehen nach der Uni wieder nach Hause oder, wenn sie verheiratet sind, in ein eigenes Haus im gleichen Ort. Der Papa ist sehr stolz darauf.
Welches System macht die Leute glücklicher? Ich weiß es nicht.

Diwali
hat etwas mit Lichtern, Raketen und Böllern zu tun. Es geht eigentlich darum, dem Gott Rama den Weg zu erleuchten und findet immer in einer Neumondnacht statt. Wikipedia weiß mehr.
Ganz wichtig ist, das Haus komplett zu beleuchten.

Vom Dach aus die Ketten aufhängen...

Wenn man mehr Lichterketten als Verteilerdosen hat, muss man da auch nicht zimperlich sein. Der Papa von Ankit macht mit und kommentiert: "You have to use your engineering skills!"
Kein Ding, machen wir.

Und so wird bei Nacht aus dem Haus von Ankits Eltern...

...das hier.

Wir ziehen abends durch die Stadt und machen Fotos von anderen Häusern. Arnes Kamera kann das besser, ich hoffe er bloggt auch bald. Bis dahin ein kleiner Vorgeschmack...

Vieles hiervon blinkt oder hat andere Lichteffekte.


Fast wie Weihnachten. Nur anders.

Diwali hat abgesehen davon ein paar Ähnlichkeiten mit Weihnachten. Es ist das Fest der Familie. Zwar besucht man sich an einem der Tage gegenseitig, der Hauptabend wird aber eigentlich im engsten Kreis gefeiert. Es ist für uns eine große Ehre, dass wir dabei sein dürfen. Würden wir zu Heiligabend einen Freund von der Uni einladen, der noch nicht einmal die Sprache kann? Ich weiß es nicht. Sehr nett auf jeden Fall.

Wir haben nicht die ganze Zeit rumgeknipst, aber um ein Foto haben wir doch gebeten. Im Hintergrund eine wild blinkende Plastikfigur eines Gottes, dem viele Speisen geopfert werden. Dazu werden sie vor der Figur aufgebaut und mit Blüten beworfen... und hinterher von uns aufgegessen. Ein Glück :-)

Und noch eine Ehre wird uns zuteil. Abgesehen von den üblichen Feiertagen gibt es noch einen Tempel, der nur der Familie gehört und in dem noch nie ein Gast gewesen ist, der nicht Teil der Familie war. Wir dürfen mitkommen.

Der Tempel liegt in der Nähe von dem Dorf, aus dem Ankits Papa kommt, etwa 30km von Karnal. Drinnen habe ich nicht fotografiert.

Beim Rauskommen aber schon. Die Großfamilie inklusive Großonkel, Cousinen und überhaupt.

Im Dorf ziehen wir viele Schaulustige an. Ankit muss erklären, wer wir sind...

In Papas Büro kommen wir auch noch vorbei. Die Mitarbeiter bekommen heute Geschenke.

Am Abend des letzten Tages geht es so ähnlich zu wie bei uns zu Silvester. Es wird geböllert und mit Raketen geschossen. Ankits Eltern und wir mögen die Böller nicht so sehr und schauen lieber dem Feuerwerk zu, dass andere produzieren. Einer von den Onkeln von Ankit ist aber extrem furchtlos. Mit dem Säugling auf dem Arm über den Knaller gebäugt und mir der Wunderkerze daran herumgefriemelt - kein Grund zur Sorge. Funken fliegen dem Kleinen in den Nacken? Schnell wegwischen, weitermachen. Er will uns zum Mitmachen überreden, sogar kleine Kinder würden mit Böllern spielen. Mag sein. Wir aber nicht. Wenigstens nicht in Indien.
10cm lange Zündschnüre, die manchmal eine Minute lang glimmen - Manchmal geht der Böller aber auch sofort los, wenn man die Zündschnur berührt. Sprühfackeln, die plötzlich am Handgriff seitlich heraus brennen. Vulkane, die meistens zwar schön Feuer nach oben spucken, manchmal aber auch einfach am Stück explodieren. Ich frage, ob es in Indien auch Sicherheitsstandards für Kracher gibt. Klar, sagt man mir, es gibt da zwei Firmen, die für ihre eigenen Produkte Standards definiert hätten.
Die Böller machen Druckwellen, die ich 10 Meter weiter noch im Bauch spüre, überall sind Auto-Alarmanlagen am Durchdrehen. In dem ganzen Chaos sammeln ein paar Frauen in Lumpen die halb verbrannten Böller ein und sammeln sie in einem Karren. Irgendwo muss man damit wohl Geld machen können. Das wäre dann das Äquivalent zu unseren Flaschensammlern...

Allerdings ist das Feuerwerk abwechslungsreicher als bei uns. Die meisten Raketen kommen aus kleinen Betrieben. Das ist in Indien durch alle Branchen hindurch sehr üblich: Viel mehr Leute machen sich selbstständig. Allein Mumbai hat mehrere tausend Chemieunternehmen, die meisten mit nur einer Handvoll Mitarbeitern. Ankits Papa ist auch so ein Beispiel: Er hat eine eigene Fabrik für Vitamintabletten, aber nur um die 4 Mitarbeiter. Das erklärt auch, warum Umweltverschmutzung oder Qualitäts- und Sicherheitsstandards hier viel schwerer zu kontrollieren sind als bei uns: Jeder macht sein eigenes Ding, und auch wenn Ankits Papa sich wahrscheinlich um Hygiene Gedanken macht, gibt es zehn andere, die es nicht tun. Auf jeden Privatmann, der sich in seinem Hinterhof einen Schadstofffilter an seinen privaten Chemiereaktor geschweißt hat kommen hundert, die sich nicht darum kümmern oder nicht einmal Geld dafür haben. Als großes Unternehmen kann man so etwas nicht bringen...
So ähnlich stelle ich mir auch die Firmen her, die in Nordindien die Knaller herstellen: in einer Garage sitzen zwei Leute und wickeln Sprengstoff in Pappe. Sind dabei aber teilweise sehr kreativ: Raketen, die hoch oben am Himmel anfangen, schnell zu rotieren und im Sekundentakt rundherum in einer anderen Farbe Funken heraussprengen und dergleichen... In Deutschland ist jede zweite Rakete von Aldi und sieht genau so aus wie jede andere Rakete von Aldi.

Draußen tun uns bald die Ohren weh. Rein gehen geht aber nicht: Drinnen gibt es Essen. Wer das Essen ablehnt, wird von der Tante eben gefüttert. So ist das hier. Schnell wieder raus in den Lärm, der Bauch ist zu voll.

Aus dem Dorf von Ankits Papa haben wir außerdem Guaven bekommen, von dem Baum, denk Ankits Großvater gepflanzt hat. Die Guaven sind innen rosa, das ist etwas Besonderes und hängt wohl mit der Sorte zusammen. Schmecken tun sie auf jeden Fall gut.

Am Samstag setzen wir uns in den Zug nach Mumbai. Die Fahrt dauert 24 Stunden und 5 Minuten. Der Zug ist sauber. Wir haben vor 2 1/2 Monaten gebucht, das war etwas spät, wir haben nur noch erste Klasse bekommen. Dafür haben wir jetzt auch eine Dusche an Bord. Mit uns im Abteil ist eine ältere Dame, die mit ihrem Handy Musik hört und sich mit dem Schaffner streitet, sonst aber sehr friedlich ist.