Sonntag, 26. September 2010

Zurück zum Alltag

Durch unsere Tour haben wir 4 Vorlesungstage verpasst, pro Fach also 2 Veranstaltungen. Das werden wir noch einmal im Oktober machen, wenn wir Ankit besuchen fahren. Damit erreichen wir gerade so die vorgeschriebene Anwesenheit von 80%. Darf nur keiner von uns krank werden.

Eigentlich war der Abgabetermin für die Hausaufgabe, die die Mittsemesterklausur ersetzen sollte, am Donnerstag. Am Freitag in der Sprechstunde beim Professor kommt aber die Entwarnung: Die Frist wurde sowieso auf Montag verlängert. Irgendwie war das klar. Fristen sind hier generell sehr flexibel. Das erklärt vielleicht auch die Probleme mit den Commonwealth Games...

Also steht der restliche Sonntag noch im Zeichen der Arbeit.

Letzten Freitag waren außerdem alle internationalen Gaststudenten zu einem Abendessen in der Gulmohur Banquet Hall eingeladen, das International Office und ein paar hohe Tiere waren auch dabei. Das Essen war recht lecker. Eigentlich mag ich solche offiziellen Treffen nicht, mit den vielen höflichen Gesprächen zu Tisch mit wichtigen Leuten. Aber es war dafür noch relativ entspannt und gemütlich.

Zwei Kleinigkeiten noch:

  1. Zur Zeit läuft am IIT das Placement. Studenten, die vor ihrem Abschluss stehen, bekommen von der Uni Jobs vermittelt. Dazu mussten vor 2 Wochen die Lebensläufe eingereicht werden, im Dezember laufen Gespräche mit Firmen. Einer von Ankits Freunden ist Bauingenieur und HiWi bei seinem Institut. Dieses war auf irgendeine Weise involviert bei der Auslegung der Fußgängerbrücke für das Commonwealth-Games Stadion, die in Delhi eingestürzt ist. Der Student hat vor 2 Wochen noch stolz in seinem Lebenslauf geschrieben, er habe bei den Planungen für diese Brücke mitgewirkt. Danach ist sie eingestürzt. Auch wenn der Hiwi natürlich nichts dafür kann - für die Firmengespräche im Dezember sieht das nicht gut aus. Zum Lebenslauf ändern ist es zu spät.
  2. Dieses Jahr ist ein ganz großer Bollywood-Kracher in die Kinos gekommen, der alle Rekorde an den Kinokassen bricht. Ich habe ihn noch nicht gesehen, weiß auch nicht, ob es schon eine englische Version gibt, aber der Soundtrack ist schonmal auf YouTube. Viel Spaß dabei.

Samstag, 25. September 2010

Darjiling und Kalkutta

Am Sonntag sind Arne und ich nach Kalkutta geflogen, um uns ebenda mit Klaus und Isolde zu treffen. Wir haben uns für SpiceJet entschieden, eine indische Billigfluggesellschaft. Alle Flugzeuge haben den Namen eines Gewürzes; auf dem Hinflug hatten wir Thymian.

Kalkutta

Am Flughafen in Kalkutta Klaus und Isolde getroffen und einen kleinen Stadtbummel gemacht. Dazu mussten wir erstmal vom Flughafen in die Stadt reinfahren, und dazu braucht man ein Taxi, denn Flughäfen in Indien haben generell keine Metrostation. Wozu auch?
Dafür gibt es einen Schalter, der einem zu einem Festpreis ohne große Diskussion ein PrePaid-Taxi vermittelt. Dann bekommt man einen kleinen weißen Zettel mit dem Fahrtziel in die Hand gedrückt und muss dann das Taxi mit dem richtigen Nummernschild suchen. Währenddessen ist man umgeben von einem Schwarm aus Taxifahrern, die alle ihre Dienste anpreisen oder einem gerne das richtige Taxi zeigen - für eine Bezahlung. Sehr nervig. Natürlich ist unser Taxi nicht da. Zurück zum PrePaid Schalter kann man nicht, denn der ist im Sicherheitsbereich im Flughafen. Aber es gibt ein kleines Loch in der Wand, durch dass man sich mit den Leuten am Schalter verständigen kann und nach langer Zeit endlich ein anderes Taxi zugewiesen bekommt.

Mit dem Taxi unterwegs im Wahrzeichen der Stadt: Große große Brücke. Laut Wikipedia eine der meist frequentierten Brücken der Welt: Jeden Tag 121.000 Fußgänger, 27.400 Fahrzeuge aller Art und ca. 3.000 Kühe. Das ist doch was.

Einer der beiden Hauptbahnhöfe. Heute Abend wollen wir hier mit dem Nachtzug losfahren und lassen schonmal unser Gepäck da. Die indischen Bahnhöfe haben fast alle einen Gepäckaufbewahrungsraum, in dem man seine Sachen für 10 Rupien am Tag unterbringen kann. Wenn man ein Ticket hat und ein Formular ausfüllt.

Bahnhofsvorplatz in Richtung Brücke. In Indien ist irgendwie jederzeit und überall Markt. Will jemand noch schnell eine Jeans kaufen?

Die Brücke hat einen separaten Fußgängerweg. Auf dem ist eine Unmenge an Trägern mit den verschiedensten Waren auf dem Kopf unterwegs. Leider auch vereinzelt relativ kleine Kinder, die auch schon fleißig mitschleppen.

Blick auf den Hugli. Ein paar Leute "waschen" sich im Wasser.

Am Brückenende quert die Straße noch eine weitere Marktstraße und eine Bahnstrecke.
Wir schlendern ein bisschen durch die Stadt.

Erstmal n Tee trinken: 5 Rupien pro Becher. Kalkutta ist umgeben von sehr lehmigem Boden, deshalb bekommt man hier keine Plastikbecher, sondern sehr grob handgemachte Tonkrüge, die man einmal benutzt und danach wegwirft.

Irgendeine Parade zieht mit lustiger Musik durch die Stadt. Hier ist immer was los.

Eine Gruppe von tanzenden Leuten wird gleich vorbeikommen und Arne und mich ins geschehen hereinziehen. Wir laufen klatschend und hüpfend ein paar Meter mit und setzen uns wieder ab. Lustig, aber viel zu heiß zum Hüpfen.

Am Abend besteigen wir den Nachtzug nach New Jalpaiguri, von hier soll am nächsten Morgen unser Zug nach Darjiling losfahren.

Darjiling

Die Fahrt im Nachtzug ist ein Fest. Ich werde von Bettwanzen geplagt, der Zug ist äußerst siffig. Ich habe Fotos von der Zugtoilette gemacht, die ich euch hier ersparen möchte. Mein Ellbogen wird noch ein Weilchen jucken. Isolde und Klaus haben auch ein paar Bisse. Und ich bin nachts nicht mit Schlafen, sondern mit Wanzen platt hauen beschäftigt. Um 6 Uhr morgens sind wir endlich da. Der Bahnhof von New Jalpaiguri ist ein trauriger Ort. Es stinkt und wir werden von einer Horde von bettelnden Kindern verfolgt, während wir auf unseren Anschlusszug warten. Der allerdings ausfällt, weil die Strecke vor einem Monat von einem Erdrutsch verschüttet wurde. Nett, dass die Bahn trotzdem friedlich Tickets für den Zug verkauft. Grml.

Also versuchen wir, ein Taxi zu bekommen. Der Bahnhof gehört wohl komplett einer Taxi-Mafia, alle Taxifahrer halten zusammen und schwindeln uns die gleichen Geschichten vor: Es gibt keine Busse, es gibt keine Züge, wir sollen ein Taxi nehmen.
Wir finden nach langer Zeit einen Inder, der anscheinend nicht zur Taxifahrerverbindung gehört und uns wenigstens den Weg zur Sammelrikscha zeigt, die uns zum Bushof bringen kann. Die Straßenkinder immer noch im Schlepptau. Weg hier.

Eine typische Sammelrikscha. Platz für 10 Leute, kostet noch weniger als eine eigene Rikscha.

Der Bushof ist schon viel besser: Hier gibt es Plätze in Sammeljeeps nach Darjiling zum - naja - Festpreis. Irgendwie. Auf jeden Fall für weniger Geld als noch am Bahnhof.

Die Straße nach oben läuft über weite Strecken entlang der gesperrten Bahnstrecke. Die Fahrt dauert 4 Stunden, die Gesamtstrecke ist 88km. Kosten: 100 Rupien pro Person.

Darjiling ist sehr stark gewachsen und ist nicht wirklich ein Bergdorf.

Trotzdem ist Darjiling um einiges hübscher als viele Großstädte hier. Und die Temperaturen sind endlich wieder angenehm. Irgendwas um die 20 Grad, gelegentlich Nieselregen. Ein Traum.

Es gibt wunderschöne Hotels hier. Wir nehmen doch lieber ein anderes. Für 500 Rupien bekommen wir ein gepflegtes Gasthaus genau auf dem Bergkamm, mit einer Dachterasse und Ausblick in alle Richtungen. Kostet 500 Rupien (8€) pro Doppelzimmer und Nacht. Gepäck ablegen.

Am Bahnhof steht doch ein Zug. Wir erfahren, dass die Bahn im oberen Bereich hin und her fährt, damit die Touristen wenigstens ein Stück damit fahren können. Find ich gut. Isolde zeigt gerade Interesse an den Waren dieser netten Frau. Der Beginn eines Verkaufsgesprächs.

Vom offensichtlichen Interesse angelockt, kommen mehr Verkäufer hinzu.

Arne steht in der Nähe und wird auch hereingezogen.

Und kurze Zeit später sind Klaus und Isolde in einer Traube aus Händlern verschwunden. Kein Sichtkontakt möglich.

Übrigens ist jedes Stück Stoff das feinste und exquisiteste Stück auf der Erde - bis zu dem Moment, wo Isolde kauft. Denn dann gibt es auf einmal ein weiteres Angebot, noch viel feiner und exquisiter als das erste, zum Freundschaftspreis für Stammkunden.

Wir gehen früh schlafen, denn wir wollen den Sonnenaufgang auf dem Tiger Hill sehen. Dafür bestellen wir uns ein Taxi für 4 Uhr morgens. Ich sage dem Fahrer noch mehrmals, dass er pünktlich kommen soll. Um 10 Minuten nach 4 versuche ich ihn anzurufen und schaffe es nach langer Zeit, ihn zu wecken. Das täte ihm leid, sagt er, er hätte vergessen uns zu sagen, dass er doch nicht kommen will.
Also laufen wir morgens um 4 durch das stockdüstere Darjiling (keine Straßenbeleuchtung, Häuser dunkel) und versuchen, ein anderes Taxi zu finden. Klappt zum Glück, ist aber leider etwas teurer, unsere Verhandlungssituation ist nicht so gut.

Der Tiger Hill ist berühmt und jeden Morgen ein Naturspektakel. Wenn die Sicht klar ist, kann man von hier den Mount Everest und den dritthöchsten Berg der Erde sehen; zum Sonnenaufgang sollen die Berge in bunten Farben beleuchtet sein.

Das Wetter ist aber nicht klar, trotzdem ist es ein Spektakel. Wir sind zum Glück außerhalb der Saison da, trotzdem sind wir Teil einer Karawane aus fast 100 Jeeps, die um 4:20 die Straße hochdüsen, den Sonnenaufgang abwarten, und alle zusammen um 5:30 wieder nach unten fahren...

...um unterwegs noch bei einem Kloster...

...und einem Kriegerdenkmal Halt zu machen. Das passiert jeden Morgen, immer in dieser Reihenfolge, mit je nach Saison mehreren hundert Taxis und Jeeps. Dementsprechend gibt es auch ein Heer von Händlern, die jeden Morgen diesem Trek 5 Minuten vorausfahren und an jeder Station aufs Neue bereit stehen, um Ansichtskarten, Tee, Getränke und Knabbereien sowie Schals und Mützen zu verkaufen.

An der nächsten Station klart es dann etwas auf, aber nicht genug, um die Berge zu sehen.

Am Kriegerdenkmal lauern die Vermieter von Ferngläsern darauf, dass doch noch etwas zu sehen ist.

Aber die wirklich hohen Berge hüllen sich in Wolken.

Die Bahn fährt so früh noch nicht, also ist die Bahnstrecke der Verkaufsraum für Klamotten.

Eine Sehenswürdigkeit von Darjiling ist eine Seilbahn auf irgendeinen Berg. Die fährt aber gerade nicht: Der Mann im Tourist Office erzählt uns seelenruhig lächelnd, sie würde gerade repariert. Vor einem Monat hätte es einen Unfall gegeben, mit 4 Toten. Die Gondel ist heruntergefallen.

Naja, kann ja mal passieren.

Noch ein paar Fotos von unseren Spaziergängen in Darjiling:

Wir gehen auf den Observatory Hill, um etwas Aussicht zu haben. Der ist durch Bäume versperrt, es gibt dafür einen schönen bunten Tempel und ganz viele Affen. Der da ist bestimmt der Affenkönig.

Ich will lieber Ingenieur werden.

Die Wasserversorgung für die Wohngegend, in der auch unser Hotel ist. Das da drunter ist ein offenes Abwassergerinne. Kein Wunder, dass man Leitungswasser hier nicht trinken kann.

Eine Metzgerei am Straßenrand. Es riecht nach Gammelfleisch. Und sieht nicht nach einer Kühlung aus.

Die Dampflok bekommt frische Kohlen. Und ein bisschen Asche und Gedöns kommt dafür raus. Gleich nach der Abfahrt kommt ein älterer Mann und sammelt alle noch halbwegs großen glühenden Kohlestücke in einer Metallschale ein. Hier verkommt nichts...

Tschuff Tschuff. Niedlich, oder?

Und nochmal, weils so schön war.

Eine Führung über die Teeplantage bekommen wir auch noch. Das hier ist das Happy Valley Tea Estate. Die Frau drischt Werbesprüche. Warum ist der Tee vom Happy Valley Tea Estate der beste? Weil er fröhlich ist! Ahja.
Eine Teepflückerin bekommt übrigens 67 Rupien am Tag. Die Tasse Tee kostet hier 50 Rupien. Wir lehnen dankend ab.

Die Führung ist aber interessant. Auf der Hand verschiedene Teeblätter vom gleichen Zweig. Die kleinsten, zarten Blätter ganz an der Spitze sind die wertvollsten (und natürlich seltensten), man bekommt sie in guten Teeläden. Die starken trockenen Blätter, der Bruch und die Zweige werden gemahlen und in Teebeutel gefüllt.
Es gibt 3 Teeernten im Jahr, die als 1st, 2nd und 3rd flush verkauft werden. 1 und 3 sind besonders gut, 2nd liegt in der Regenzeit und ist angeblich weniger schmackhaft.

Auf der Fahrt nach unten. Auch eine christliche Kirche gibt es hier, mit einem tollen Stein mit schlauen Sprüchen für den Straßenverkehr im Vorgarten.

Zurück nach Kalkutta

Wir haben uns für die Rückfahrt einen ganz besonderen Luxus gegönnt: Eine Fahrt in der ersten Klasse.

Der Unterschied ist vor Allem, dass wir ein eigenes Abteil haben. Mit einer Tür, die man zumachen kann. Und die dann bei der nächsten Bremsung wieder aufgeht.

Nothammer zum Scheibe einschlafen. Schöne Holzschnitzerei.

Manche Leute hier sind schwer zu ertragen. Irgendwann geht die Abteiltür auf, da steht ein reicher Inder, der uns rausschmeißen will. Er habe reserviert. Ich beruhige ihn und zeige ihm auf seiner Fahrkarte, dass er sich im Abteil geirrt hat. Er dackelt wieder von dannen.
Bei uns ist man bei so etwas tendenziell höflicher. "Entschuldigen Sie, kann es sein dass Sie auf meinem Platz sitzen?", so etwas in der Art. Und dann gemeinsam auf die Reservierung schauen. Hier lässt man bei der Verhandlung erstmal die volle Überzeugung heraushängen.

Die weitere Fahrt ist sehr ruhig, die Klimaanlage arktisch. Die Wolldecke riecht weniger stark als in der 2ten Klasse. Ich schlafe wie ein Murmeltier. Um 6 Uhr morgens Ankunft in Kalkutta, am anderen Hauptbahnhof.

Ich habe in einem genialen Schachzug eine neue Speicherkarte in mein Handy gebaut und dabei vergessen, das Kartenmaterial von meiner Navigationssoftware zu kopieren. Wir sind also leider relativ orientierungslos. Das erschwert die Verhandlung mit dem Taxifahrer.

Eigentlich gibt es vor dem Bahnhof einen Schalter von der Regierung, wo man sich über den fairen Preis für ein Taxi zu seinem Ziel informieren kann. Bevor wir dort ankommen, sind wir schon umringt von einer Horde Taxifahrer. Der Beamte in dem Schalter scheint leider korrupt zu sein. Auf meine Frage, wie viel es zum Victoria Memorial kosten darf, rufen die Taxifahrer ihm einen Preis zu, den er dann einfach wiederholt. Dafür verlangt er außerdem eine Servicegebühr, die ich ihm aber nicht gebe. Nach langer Diskussion mit den Taxifahrern lassen wir uns für viel zu viel Geld mitnehmen. Kann man nichts machen.

Das hier ist eine Pferdekoppel. Mitten in Kalkutta, der ach-so-lauten, dreckigen Stadt, dem Armenhaus Indiens. Was die Parks angeht, ist Kalkutta aber ziemlich vorbildlich.

Ein paar Inder sitzen in der Gegend herum und meditieren, joggen, machen lustige Dehnübungen...

Ganz in der Nähe ist das Victoria Memorial. 4 Rupien Eintritt. Sieht ganz hübsch aus.

Bei einem der vielen Händler essen wir unser Frühstück, sehr lecker und für 10 Rupien (16 Cent) pro Person. Wir essen unter anderem Tandoori Roti. Der Tandoor hat die Form eines runden, stehenden Zylinders. Unten glüht Kohle, das Gargut wird an die Seitenwand aus Lehm gepappt. Im Fall der Straßenstände besteht der Ofen oft aus einem alten Fass, welches von innen mit einer Lehmschicht bedeckst ist. Funktioniert auch. Das Brot aus diesen Öfen schmeckt sehr gut, ein bisschen wie Pizzabrot.

Von der U-Bahn lassen wir uns noch in eine andere Gegend bringen. Die U-Bahn ist recht sauber und effizient. Indien braucht wirklich mehr davon.

Eine Müllabfuhr. Die Männer kehren mit ihren bloßen Händen Müll in eine Metallschüssel, die sie dann auf ihren Kopf hieven und in den Lastwagen schütten. Kein Kommentar.

Ein langer Spaziergang durch die Altstadt, kleine Wuselgässchen von überraschender Sauberkeit, und schon ist der Tag vorbei.

Auf einer Fußgängerbrücke kann ich noch eine typische Indische Straßenszene einfangen, der alltägliche Verkehrswahnsinn. Das zweite Video in meinem Blog.

Gegen Abend machen wir uns auf zum Flughafen, diesmal haben wir mit dem Taxifahrer mehr Glück. Er einigt sich mit uns auf einen fairen Festpreis. Zum Schluss verlangt er dann auf einmal doch mehr, kriegt er aber nicht. Rückflug nach Mumbai, diesmal mit "Vanille".

Irgendjemand ist unglücklich. Eine einsame Zahnbürste und ein Rasierer kreisen auf dem Gepäckband.

Abendessen mit Klaus und Isolde, danach fliegen die beiden nach Deutschland zurück. Im Gepäck haben sie ganz viel Kram, den wir hier nicht brauchen: All meine Pullover habe ich zurück nach Deutschland geschickt, hier schimmeln sie weg. Hoffentlich bekommt der Fleckenteufel das wieder sauber.

Rohan

Am Samstag vor einer Woche haben wir Rohan, einen Freund aus dem Air Pollution Kurs, zu Hause bei seiner Familie besucht. Er wohnt in Badlapur, einem Ort ganz in der Nähe von Mumbai. Der Nahverkehrszug bringt uns direkt von hier aus dorthin. Rohan pendelt jeden Tag von zu Hause aus zur Uni, und das mit gutem Grund. In seinem Ort ist es viel sauberer und leiser als im hektischen Mumbai, und seine Mama kocht wirklich fantastisch.

Die Gasse, in der Rohans Familie wohnt. Alle Onkel, Tanten, Opas und Omas wohnen in der gleichen Straße, und das seit vielen Generationen. Jeder kennt hier jeden, die Kinder spielen in der Gasse und auch die älteren Leute auf der Bank freuen sich, dass wir da sind.

Kleiner Streifzug durch den Ort. Dorfidylle.

Rohan zeigt uns das alte Haus, welches auch der Familie gehört, aber nicht mehr bewohnt wird.

Nur für Feierlichkeiten wird es noch benutzt. Man sieht noch Reste.

Hinterhof...

...und Garten. Es gibt Bananenstauden, einen Mangobaum und viele Früchte, von denen ich noch nie gehört habe. Rohan nimmt sich immer vor, mehr im Garten zu helfen - das kenne ich irgendwoher. Einiges ist doch überall auf der Welt gleich, auch wenn in unserem Weinheimer Garten keine Bananen, sondern Birnen wachsen.

Dieses Instrument steht im Wohnzimmer herum. Der Klangkörper besteht aus einem getrockneten Kürbis. Was man nicht alles lernt...

Sieht eigentlich ganz hübsch aus, das Haus.


Verdauungsspaziergang nach dem Essen. Es gab Thali. Das immerhin ist sehr konstant bei all unseren Besuchen bei Freunden hier: Das Essen besteht, wenn die Familie nicht durchdreht und uns etwas über-Exklusives bieten möchte, aus einer Portion Reis, einem Chapati-Brot, gelber Linsensuppe und Gemüse der Saison. Das scheint so zu sein, egal ob man in Nepal, Delhi, Mumbai oder Surat ist. Indisches Alltagsessen eben. Mit der richtigen Würze ist das sogar richtig lecker.

Zum Schluss drehen wir noch eine kleine Runde durch Badlapur. Wir sehen das Büro von Rohans Vater und den Dorfplatz, auf dem sich die Jugend trifft. Rohan trifft unterwegs auf einige Bekannte, wie das halt so ist. Ein Eis essen wir auch noch, Rohan kennt auch in Badlapur eine Eisdiele, die Eis mit natürlichen Aromen anbietet. So etwas muss man leider auch in Indien mit der Lupe suchen, obwohl es hier doch eigentlich genug Obst gibt...
Ich wähle als Eissorte irgendeine lustige Frucht, die ich nicht kenne. Ich glaube, es war Noni.

Zurück zum Bahnhof, wie immer auf der Fahrbahn zwischen dem vielen Gehupe der Autos und Rikschas. Eine Fußgängerbrücke über der Straße ist im Bau, wird aber nicht fertig. Rohan erzählt, dass daran die Bahn schuld ist: Der Fußgängerweg müsste in einer Brücke über die Bahn geführt werden. Über- und Unterführungen der Bahnstrecke darf aber nur die Bahn selbst bauen. Das ist durchaus vernünftig. Leider lassen die sich viel Zeit. Das erklärt auch, warum in Mumbai so wenige Straßen über die Bahn führen.

Eine ähnliche Blockade betrifft zur Zeit außerdem das IIT: Die Studentenzahlen wachsen von Jahr zu Jahr, viele Zimmer sind inzwischen doppelt belegt, obwohl sie dazu viel zu klein sind. Neue Hostels können aber zum Teil deshalb nicht gebaut werden, weil auf den Bauplätzen noch Bäume stehen und die Fällerlaubnis nicht erteilt wird. Ein normales Unternehmen würde jetzt wohl Schmiergeld zahlen, aber das IIT natürlich nicht. Also passiert einfach nichts. Als Gaststudent sind Arne und ich fein raus, wir haben trotzdem immer unser Einzelzimmer.